Sport, Knochen und Gelenke

Rheumatoide Arthritis: Herzinfarktrisiko senken

Menschen mit Rheuma haben ein höheres Risiko für Herzinfarkte. Bewegungsprogramme steuern dagegen und halten die Gelenke beweglicher. SMS können helfen, bei der Stange zu bleiben.

04.03.2019

Eine halbe Million Menschen leiden hierzulande an entzündlichem Gelenkrheuma, rheumatoider Arthritis (RA). Studien zeigen, dass sie die meiste Zeit des Tages im Sitzen verbringen. „Die Morgensteifigkeit und die wechselnden Schmerzen in den Gelenken haben die meisten Patienten mit rheumatoider Arthritis mit der Zeit demotiviert, sich bewegen zu wollen“, erläutert Professor Dr. med. Hanns-Martin Lorenz, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). Auch wenn die Beschwerden heute mit Medikamenten gut kontrolliert werden können, seien viele Patienten der Ansicht, dass sie ihre Gelenke schonen sollten, erläutert der Rheumatologe. Sie würden daher neun von zehn Tagesstunden im Sitzen verbringen.

Jüngere Frauen besonders betroffen

Doch das könne negative Folgen haben, warnt der Experte: „Patienten mit rheumatoider Arthritis haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, so Prof. Lorenz. Die Gefahr, im mittleren Lebensalter einen Herzinfarkt zu erleiden, war laut einer dänischen Studie vor allem für jüngere Frauen mit RA deutlich erhöht.
Rheumatologen am Rigshospitalet Glostrup bei Kopenhagen haben deshalb eine Schulung entwickelt, die Rheuma-Patienten veranlassen soll, sich häufiger von ihren Stühlen und Sesseln zu erheben.
Im Motivationstraining geschulte Krankenpflegerinnen machten die Patienten auf die Risiken des Bewegungsmangels aufmerksam. Anschließend suchten sie mit den Patienten nach Möglichkeiten, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren, etwa der Verzicht auf die Fernbedienung beim Fernsehen. Auch sollten die Patienten Tätigkeiten, die sie im Sitzen verrichten, stehend ausüben.

Erinnerung per SMS

Das Ergebnis: Die Sitzdauer der geschulten Patienten konnte im Vergleich zu einer Kontrollgruppe um mehr als zwei Stunden am Tag verkürzt werden. „Auch Schmerzen und Abgeschlagenheit besserten sich in der Interventionsgruppe stärker, ebenso die Lebensqualität und die körperlichen Funktionen“, so Prof. Lorenz. SMS-Kurznachrichten, die die Patienten unter der Woche einmal täglich daran erinnerten, wie wichtig die Bewegung für sie ist, hätten zu diesem Erfolg beigetragen, so der Experte.
Die Deutsche Rheuma-Liga hat zusammen mit Physiotherapeuten ebenfalls ein Bewegungstraining entwickelt: das sogenannte Funktionstraining. Dabei handelt es sich um eine gesetzlich anerkannte, ergänzende Leistung zur Rehabilitation. Sie wird bei medizinischer Notwendigkeit durch Krankenkasse oder Rentenversicherung – bei Verordnung durch eine Rehabilitationseinrichtung – erstattet. (red)