Sport, Knochen und Gelenke

Osteoporose früher erkennen und therapieren!

Die Krankheit bleibt immer noch zu lange unentdeckt. Dabei könnte man sie durch eine gute Früherkennung und Therapie stoppen. In Deutschland gibt es hier noch viel Nachholbedarf.

11.01.2019
Ilona Theiss und ihr Mann erfüllten sich einen Lebenstraum.  Foto: Ilona Theiss Ilona Theiss und ihr Mann erfüllten sich einen Lebenstraum. Foto: Ilona Theiss

Ilona Theiss hat es geschafft: Die Osteoporose-Patientin überquerte im August die Alpen zu Fuß, legte in sieben Etappen über 126 Kilometer zurück und ging dabei 3570 Meter bergauf, 4750 Meter bergab. „Das war ein Herzenswunsch. Ich bin dankbar, dass ich mir den erfüllen konnte“, sagt die 72-jährige Hallenserin über ihre erfolgreiche Alpentour.
Ermöglicht hat diesen Erfolg jedoch nicht nur ihr eiserner Wille, sondern auch die Behandlung ihrer Krankheit mit einer anderen Therapie. Am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden setzten Mediziner um Knochenspezialist Prof. Lorenz C. Hofbauer bei Ilona Theiss das erste biotechnologisch hergestellte Osteoporose-Medikament Denosumab ein. Der innovative Wirkstoff wird nur zweimal im Jahr unter die Haut gespritzt.

Die stillen Knochenfresser

Ab dem 35. Lebensjahr nimmt unsere Knochendichte stetig ab. Schuld daran ist der körpereigene Entzündungsstoff „Rankl“. Er greift die Knochen an, die dadurch dünner und poröser werden. Im Alter steigt dann das Risiko für häufige Brüche und Stürze. „Alle sieben Jahre wird das Knochengerüst des Menschen komplett erneuert“, sagt Prof. Hofbauer. Das entzündungsvermittelnde Protein Rankl regt dabei die Knochenfresszellen im Körper an, andere knochenaufbauende Zellen erneuern den Knochen – quasi in Zeitlupe. „Das ist wie eine Sanierung bei laufendem Betrieb“, erklärt der Mediziner.
Bei Osteoporose-Patienten kommt es zu einer Überfunktion des Rankl, was die Knochen zerstört, ohne dass sie genauso schnell wiederhergestellt werden.

Verträglichkeit und Akzeptanz

Das Medikament Denosumab schaltet die Wirkung von Rankl für sechs Monate aus. Der Knochenabbau geht dadurch um 80 bis 90 Prozent zurück, komplett verhindern kann man ihn allerdings nicht. Der Vorteil: Mussten die Patienten bisher täglich beziehungsweise wöchentlich Tabletten schlucken, wird nun nur zwei Mal pro Jahr der Wirkstoff gespritzt. Gerade die Osteoporose-Tabletten sind mitunter schwer verträglich und verursachen Bauchschmerzen, weshalb etwa 40 Prozent der Patienten die Therapie schon nach einem Jahr beenden. Dadurch geht der Raubbau am Knochen ungehindert weiter – mit allen Konsequenzen.
In Deutschland leiden über sechs Millionen Menschen an Osteoporose. Jedes Jahr erkranken rund 885.000 Menschen neu, erleiden 120.000 Menschen hierzulande einen Oberschenkelhalsbruch. Nur ein Drittel von ihnen lebt danach so wie vorher, ein weiteres Drittel ist dauerhaft pflegebedürftig und ein Drittel stirbt infolge der Verletzung. Frauen sind häufiger betroffen. Jede zweite Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Osteoporose, dagegen nur jeder fünfte Mann.

Mehr Früherkennung nötig

„Osteoporose ist eine chronische Krankheit, die nicht heilbar ist. Eine dauerhafte Therapie ist notwendig“, erklärt der Knochenspezialist Prof. Hofbauer. Zum Welt-Osteoporose-Tag am 20. Oktober warb er am Uniklinikum Dresden für eine frühzeitige Diagnostik. Eine solche Früherkennungsuntersuchung könnte helfen, Brüchen besser vorzubeugen.
Doch laut einer aktuellen Umfrage erhalten lediglich zehn Prozent der Deutschen eine Knochendichtemessung und 25 Prozent eine entsprechende Osteoporose-Therapie. Dabei sei Osteoporose heute eine der am besten behandelbaren Alterskrankheiten, so Hofbauer.
Das müsse sich ändern, forderten auch andere Mediziner und Selbsthilfegruppen anlässlich des Welt-Osteoporose-Tags. Nur jeder Dritte fühlt sich laut einer Umfrage über die Krankheit, ihre Folgen und Vorsorgemöglichkeiten gut informiert. Das bedeutet, dass 70 Prozent der Deutschen wenig bis gar keine Informationen zu Osteoporose haben.
Wer es erst gar nicht dazu kommen lassen möchte, kann mit einem gesunden Lebensstil vorbeugen. Kalzium und Vitamin D stärken die Knochen, regelmäßige Bewegung trainiert die Muskeln und kann den Knochenaufbau gezielt anregen. (red)