Sport, Knochen und Gelenke

Osteoporose durch zu viel Alkohol?

Nicht nur Leber, Gehirn und Haut leiden unter einem ständig erhöhten Alkoholkonsum. Auch die Knochen können sich in zu viel Wein, Bier und Schnaps buchstäblich auflösen.

10.11.2017

Bei Schäden durch Alkohol denken die meisten vor allem an die Leber. Sie ist die „Kläranlage“, die dabei hilft, die „Prozente“ abzubauen und den Körper dadurch zu entgiften. Doch starkes Trinken kann auch auf die Knochen gehen. Studien hatten gezeigt, dass Alkohol die knochenaufbauenden Zellen (Osteoblasten) daran hindern, Moleküle zu bilden, die für den Aufbau wichtig sind. Diese aber sind wichtig, da ihre Gegenspieler, die Osteoklasten, ständig Knochensubstanz abbauen. Dennis A. Chakkalakal vom Omaha Veterans Affairs Medical Center in den USA kommt deshalb zu dem Schluss, dass Alkohol die Balance zwischen Knochabbau und -aufbau stört und damit das Skelett porös macht.
Die Folge ist Osteoporose und damit ein größeres Risiko, sich bei einem Sturz einen Knochen zu brechen. Auch die Ursache des Dupytren-Syndroms (siehe unten) soll mit übergroßem Alkoholkonsum zusammenhängen.

Hohe Dosis, höheres Risiko

Doch wie viel ist zu viel für die Knochen? Wie Chakkalakal in der Zeitschrift „Alcoholism: Clinical & Experimental Research“ angibt, liegt die knochenschädigende Schwelle bei 100 Gramm Alkohol und mehr am Tag. Das entspricht etwa einem Liter Wein oder vier Flaschen 0,5 l Bier. Je höher die tägliche Menge an Alkohol ist, desto stärker. „Die Hemmung (der knochenaufbauenden Zellen) ist bei hohen Dosen stärker ausgeprägt, durch ganz große Mengen starben die Zellen sogar“, sagt Chakkalakal.

Heilung verlangsamt

Doch damit noch nicht genug. Ein Bruch heilt auch schlechter, wenn man nicht auf Alkohol verzichtet. „Zunächst müssen die Knochenzellen eine Matrix formen, die später verknöchert“, erklärt Terence M. Donohue, Co-Autor der Studie. Alkohol aber ändert die Zusammensetzung dieser Matrix und hindert die Osteoblasten daran, sich korrekt zu formieren und mit ihren Nachbarzellen chemische Signale auszutauschen.

Fett statt Knochenmark

Darüber hinaus scheint Alkohol den Knochen bis ins Mark zu schädigen. „In den Markhöhlen von Langknochen finden sich Vorläuferzellen, die sich entweder zu knochenbildenden Zellen differenzieren oder Fettgewebe bilden können“, erläutert Dennis Chakkalakal. Osteoporose-Patienten haben jedoch auffällig häufig mehr Fettgewebe und weniger Knochensubstanz im Mark, gleiches gilt für Alkoholiker.
Ob ausgedehnte Trinkgelage aber tatsächlich dazu führen, dass sich das Verhältnis von knochenbildenden Zellen und Fettzellen zugunsten der Fettzellen verschiebt, wie es die US-Forscher glauben, ist jedoch noch nicht belegt. (red)