Sport, Knochen und Gelenke

Neue Medikamente gegen Osteoporose kurz vor der Zulassung

Bei Betroffenen schwingt die Angst vor dem nächsten Bruch immer mit. Dabei gibt es gute Medikamente, mit denen man vorbeugen könnte. Andere stehen kurz vor der Zulassung.

31.08.2018

Etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland haben ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche. Der Grund: Sie leiden an Osteoporose. Dabei könnte man den Brüchen mit Medikamenten gut vorbeugen. Leider kommen diese aber erst zum Einsatz, wenn die Betroffenen bereits mehrere Brüche hatten, beklagte die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) im Vorfeld ihres 61. Kongresses für Endokrinologie, der Mitte März in Bonn stattfand.

Weitreichende Folgen

Bei Osteoporose kommt es zum „Knochenschwund“, das heißt, die Knochendichte nimmt ab und das Risiko für Knochenbrüche zu. Obwohl 80 Prozent der Osteoporose-Patienten Frauen nach den Wechseljahren sind, handelt es sich nicht um eine reine Frauenkrankheit.
Die Folgen der Knochenbrüche sind oft gravierend: „Die eingeschränkte Mobilität führt zum Beispiel nach einem Oberschenkelhalsbruch häufig zu einer Einweisung ins Pflegeheim, und 20 Prozent der Menschen mit einem Oberschenkelhalsbruch sterben direkt oder indirekt daran“, warnte Professor Dr. med. Heide Siggelkow, Mitglied im Vorstand der DGE.

Vorbeugen ist möglich

Um das eigene Risiko für eine Osteoporose zu minimieren, könne jeder etwas tun, betonte die Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie: Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, wenig Alkohol und der Verzicht auf Nikotin gehörten zu einer guten Prävention. Prinzipiell sei aber auch ein ausgeglichener Vitamin D- und Kalziumhaushalt für die Knochengesundheit wichtig, ergänzt die Internistin.
Andere Risikofaktoren, wie eine genetische Veranlagung, das Alter oder Geschlecht und bestimmte Vorerkrankungen, könne man nicht beeinflussen. „Es ist wichtig, mithilfe dieser und anderer Faktoren die Patienten zu identifizieren, die ein deutlich erhöhtes Bruchrisiko haben und sie dann vorsorglich medikamentös zu behandeln“, erklärt Prof. Siggelkow. „Leider werden in Deutschland viel zu wenige Menschen mit Osteoporose – selbst nach mehrfachen Brüchen – medikamentös behandelt.“

Knochenabbau verhindern

Dabei stehen zur Prophylaxe diverse Wirkstoffe zur Verfügung, die Knochenbrüche bei stark gefährdeten Patienten drastisch reduzieren können. Zum Einen den Knochenabbau hemmende sowie den Knochenaufbau unterstützende Medikamente. Zur ersten Gruppe gehören z. B. Raloxifen, Bisphosphonate und Denosumab. Der Antikörper Denosumab blockiert im Knochen das Signalprotein RANKL, das die Bildung und Aktivität von Osteoklasten, der „Knochenabbauer“, fördert. Prof. Siggelkow erläutert: „Das Ergebnis ist eine Hemmung des Knochenabbaus durch die Osteoklasten und damit eine Steigerung der Knochendichte.“

Knochenaufbau fördern

Zur zweiten Gruppe der knochenaufbauenden Medikamente zählt Teriparatid, das dem menschlichen Parathormon ähnelt.
Gleichfalls anabol, also den Knochenaufbau unterstützend, wirken zwei neue, sehr vielversprechende Wirkstoffe: das Hormon-Analogon Abaloparatid, das an der gleichen Stelle wie Teriparatid wirkt, die Anzahl der Knochenbrüche aber stärker senkt, sowie der Wirkstoff Remosozumab. Dabei handelt es sich um einen Antikörper gegen Sklerostin, ein natürliches Protein, das den Knochenaufbau hemmt.
Durch den Wirkstoff fällt die Hemmung weg und der Knochenaufbau kann verstärkt erfolgen. „Beide Präparate stehen kurz vor der Zulassung, sind vielversprechend und erweitern unser Therapiespektrum“, so die Expertin. (red)