Sport, Knochen und Gelenke

Neue Hüfte auch für junge Patienten möglich

Ein künstliches Hüftgelenk hält durchschnittlich 15 bis 25 Jahre. Jüngere müssten deshalb statistisch gesehen mehrfach operiert werden. Aber es geht auch anders.

22.08.2018

Mit rund 233.000 Eingriffen gehörte die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks zu den zehn häufigsten Operationen im Jahr 2016. Knapp 37.000 der Patienten waren dabei jünger als 60 Jahre. „Diese Patienten leiden oft an angeborenen Gelenkfehlstellungen oder Durchblutungsstörungen, haben Unfallverletzungen erlitten oder eine rheumatische Erkrankung, die den Gelenkknorpel ihres Hüftgelenks zerstört hat“, erläutert Professor Dr. med. Karl-Dieter Heller, Generalsekretär der AE.

Keramik und Kunststoff

Da jüngere Patienten im Schnitt aktiver als ältere Patienten sind, ist Materialverschleiß schneller möglich. Aus diesem Grund sind die Themen Prothesenverschleiß und Abrieb zentral, da Abriebpartikel zu Prothesenlockerungen führen können. Gerade künstliche Hüften für Jüngere sollten deshalb möglichst lange den Anforderungen des Alltags standhalten.
Um eine maximale Haltbarkeit des ersten Implantats zu erreichen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V. (AE) für den Ersteingriff bei ansonsten gesunden Patienten ein besonders schonendes Vorgehen. Es besteht aus einer minimalinvasiven Operation und dem Einsatz einer nicht zementierten Kurz- oder Geradschaftprothese. Die Paarung aus Hüftkopf und Gleitpfanne sollte jeweils aus Keramik beziehungsweise aus Keramik und ultrahochvernetztem Kunststoff (HXPE) bestehen.

Fehlstellungen korrigieren

Besonders schonend ist ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem die Muskulatur nicht vom Knochen abgelöst, sondern komplett geschont wird. Möglich machen dies moderne Lagerungstechniken und Instrumentarien. Dadurch ist das Operationstrauma geringer und die Rehabilitation geht schneller vonstatten. Lediglich die Narbe des maximal zwölf Zentimeter langen Hautschnitts bleibt. Diese Methode erfordert jedoch viel Erfahrung vonseiten des Operateurs. Patienten sollten sich vorher entsprechend erkundigen.
Eine Kurzschaftprothese wiederum soll helfen, wertvolle Knochensubstanz im Oberschenkelknochen zu „sparen“: „Für das im Vergleich zum Normalschaft zierliche Implantat müssen wir bei der Implantation weniger Knochen entfernen. Dadurch haben wir bei einem eventuellen späteren Wechseleingriff mehr Knochen zur Verankerung der Nachfolgerprothese zur Verfügung“, erläutert Prof. Heller.

Aktiver Alltag möglich

Mit einem künstlichen Hüftgelenk ist ein normaler aktiver Alltag sowie das moderate Ausüben von Sportarten wie Skifahren, Laufen, Schwimmen, Golfen, Radfahren, Wandern und Nordic Walking wieder möglich. Doch der Belastungsfähigkeit und Lebensdauer einer Prothese sind – trotz deutlicher Verbesserungen gegenüber früheren Prothesen – Grenzen gesetzt. Sei man sich unsicher, was sportlich erlaubt sei, solle man besser vorher seinen Orthopäden fragen, so der Experte. (red)