Sport, Knochen und Gelenke

Kindliches Rheuma schneller erkennen

Eltern rechnen nicht damit, doch auch Kinder können an entzündlichem Rheuma erkranken. Eine schnelle Diagnose ist wichtig - und ein Behandlungskonzept mit Medikamenten und Physiotherapie.

05.04.2017
Jörg Pilawa – engagierter Botschafter für Kinder mit Rheuma.  Foto: Deutsche Rheuma-Liga

Rheuma – eine Krankheit älterer Leute? Mitnichten! Auch Kinder können betroffen sein. In Deutschland sind es rund 15.000. Für die Eltern ist das ein Schock. So ging es auch Jörg Pilawa, als seine jüngste Tochter diese Diagnose bekam. „Dass Kinder Rheuma kriegen können, war mir überhaupt nicht bewusst“, sagte Pilawa beim Welt-Rheuma-Tag am 12.Oktober in Berlin. Der bekannte Fernsehmoderator setzt sich seitdem als Botschafter der Rheuma-Liga ein und klärt andere über Kinderrheuma auf. „Sie wollte morgens einfach nicht mehr aus dem Bett. Wenn man sie rausnahm, quengelte sie, legte sich auf den Boden und sagte, ihr tue alles weh“, berichtet Pilawa.

Schnelle Diagnose wichtig

Der Kinderarzt bemerkte, dass die Gelenke etwas geschwollen waren und verwies an einen Orthopäden. Erst eine dritte, auf Gelenkerkrankungen spezialisierte Ärztin stellte die richtige Diagnose. Normalerweise dauert es im Schnitt zwei Monate bis Kinder nach den ersten Symptomen beim Kinderrheumatologen sind. Zu lange, wie die Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) betont. Je früher eine Therapie startet, desto größer ist die Chance, die Krankheit zu stoppen, sagt der Vorstand der Gesellschaft Kerstin Minden. „Wenn man es in den ersten fünf Jahren nicht geschafft hat, die Krankheit zu stoppen, nimmt die Chance ab.“ Jedes zweite Kind gehe mit der Krankheit ins Erwachsenenalter.
Sobald auffällt, dass sich das Kind anders bewegt, eine Schonhaltung einnimmt und die Gelenke weniger beweglich sind, kann das auf Rheuma hinweisen. Typisch auch, wenn sich Kinder auf die Finger stützen, um die Handgelenke zu schonen.

Schmerzfrei in Bewegung bleiben

Neben Medikamenten sind bei der Behandlung Physiotherapie, Ergotherapie und viel Bewegung wichtig. Denn um Schmerzen zu verhindern, weichen Kinder auf andere Bewegungsmuster aus. „Das wieder herauszubekommen, die Hände wieder normal zu benutzen, das ist die große Kunst“, so die Erfahrung des bekannten Fernsehmoderators.
Wird Rheuma bei Kindern spät festgestellt, kann es zu Fehlhaltungen, Fehlstellungen, Knochenschwund und Wachstumsstörungen kommen. Als betroffene Eltern fühle man sich zunächst allein, sagt Pilawa: „Doch es gibt überall Selbsthilfegruppen. Wichtig ist der Austausch über die Netzwerke und das Gefühl, dass man nicht allein ist.“ (es/red)