Sport, Knochen und Gelenke

Implantate ersparen Zweit-Operation

Die Medizintechnik wird immer „intelligenter“. Neue Knochenimplantate sind mit einer Mikroelektronik ausgestattet, die den Heilungsverlauf komplizierter Brüche überwachen.

19.11.2016

Bei einem Knochenbruch gab es für Ärzte bis auf eine Röntgenuntersuchung und klinische Erfahrungswerte bislang nur wenige Möglichkeiten, den Verlauf der Heilung zu kontrollieren. Die Medizintechnik bietet nun Alternativen an – zumindest bei Knochenbrüchen, die in einer Operation mit Schrauben, Nägeln, Platten oder Drähten fixiert werden mussten, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Chirurgen setzen einfach „intelligente“ Implantate ein, die mit einer modernen Mikroelektronik ausgestattet sind. Sie ist in der Lage, telemetrisch die Belastung der Platte zu messen. So lässt sich der Verlauf der Knochenheilung überwachen und eine Überbelastung frühzeitig erkennen. Die Implantate mit Messsystem wurden am Unfallkrankenhaus Hamburg bereits bei 65 Patienten mit Pseudoarthrose, also nicht heilenden Frakturen, erfolgreich eingesetzt, bei denen zum Teil der Knochenbruch auch nach mehreren medizinischen Versuchen nicht hatte geheilt werden können.

Erfolg bei komplizierten Brüchen

Besonders bei komplizierten Verläufen hilft das System. Weitere operative Eingriffe könnten in vielen Fällen vermieden werden. Mittelfristig ist auch routinemäßig ein Einsatz bei frischen Knochenbrüchen vorstellbar. Die mikroelektronische Technik hat mehrere Vorteile: Es werden weniger Röntgenuntersuchungen nötig sein, das erspart den Patienten schädliche Strahlen. Zudem ermöglicht sie eine sichere und schnellere Knochenheilung gerade bei schwierigen Fällen. Komplikationen lassen sich so vermeiden oder früher erkennen.

Ursachen für eine Pseudoarthrose

Von einer Pseudoarthrose sprechen Experten, wenn ein Knochenbruch nach sechs bis acht Monaten noch nicht knöchern verheilt ist. Exakte Zahlen gibt es nicht, Schätzungen gehen davon aus, dass es bei etwa ein bis zwei Prozent aller Knochenbrüche zu dieser Komplikation kommt. Betroffen sind oft lange Röhrenknochen wie Unter- oder Oberschenkel, Oberarm und Elle. Die Ursachen einer Pseudoarthrose sind vielfältig: Erkrankungen wie Diabetes, eine arterielle Verschlusskrankheit oder Durchblutungsstörungen können dahinterstecken. Nicht zuletzt können sich Weichteile in den Bruchspalt geschoben haben, oder der betroffene Körperteil wurde nicht ausreichend ruhig gelagert oder zu früh belastet. (red)