Sport, Knochen und Gelenke

Hüftbruch – Überlebensrate erhöhen

Ein Bruch an sensibler Stelle kann Betagte schnell die Selbstständigkeit kosten. Mediziner fordern deshalb mehr Zusammenarbeit und Prävention.

22.02.2019
Ältere Menschen besser vor Stürzen schützen.   Foto: AdobeStock / Andrey Popov Ältere Menschen besser vor Stürzen schützen. Foto: AdobeStock / Andrey Popov

Die Hüftfraktur, auch Oberschenkelhalsbruch genannt, ist der mit Abstand am häufigsten im Krankenhaus behandelte Bruch. Das Durchschnittsalter dieser Patienten liegt bei über 82 Jahren. Was viele nicht wissen: Ein solcher Unfall kann tödlich enden: 10 Prozent der Patienten sterben innerhalb der ersten 30 Tage nach ihrem Sturz. Bis zu 20 Prozent verlieren ihre Selbstständigkeit und müssen im Folgejahr in eine Pflegeeinrichtung gehen. „Diese dramatische Mortalitätsrate müssen wir senken“, forderte der Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DDG) Prof. Dr. Jürgen M. Bauer auf einer Pressekonferenz Ende September in Berlin, wo das Weißbuch Alterstraumatologie vorgestellt wurde.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Laut aktuellen Ergebnissen der Studie „Prävention, Therapie und Rehabilitation osteoporotischer Frakturen in benachteiligten Populationen“ (PROFinD) gibt es gerade hier enormes Verbesserungspotenzial in Deutschland: Arbeiten Unfallchirurgen, Altersmediziner (Geriater), Physiotherapeuten sowie Sozial- und Pflegedienst in einem Team zusammen, sinkt die Sterblichkeit um mehr als 20 Prozent. „Diese multiprofessionelle Zusammenarbeit verbessert die Überlebensrate unsere Patienten drastisch“, sagt Prof. Dr. Clemens Becker, Chefarzt der Abteilung für Geriatrie und Klinik für Geriatrische Rehabilitation des Robert-Bosch-Krankenhauses Stuttgart, auf der gleichen Pressekonferenz.
Kliniken, die auch als Alterstraumazentrum zertifiziert sind, erfüllen bereits wichtige Anforderungen, die in dem Weißbuch der DDG und der Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) enthalten sind. Dazu zählen u. a. eine Versorgung des Knochenbruchs innerhalb von 24 Stunden, die Behandlung durch ein multiprofessionelles Team sowie nach genau festgelegten Therapiestandards, eine individuelle Schmerztherapie, schonende OP-Techniken, Mobilisation und Rehabilitation.

Vorbeugen und Qualität sichern

So soll verhindert werden, dass die OP-Strapazen zu einer Verschlechterung des ohnehin schon oftmals sehr eingeschränkten Allgemeinzustandes führen und dauerhafte Pflegebedürftigkeit droht. „Unser Ziel ist, die Selbstständigkeit und damit die Selbstbestimmung unserer Patienten zu erhalten“, sagt Prof. Dr. Ulrich Liener, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Alterstraumatologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallmedizin (DGU). Aber auch verpflichtende Einträge in ein nationales Fraktur-Register, die Prävention von Brüchen durch eine Früherkennung und Therapie der Osteoporose sowie eine Frührehabilitation gehören zu den Forderungen der DGU und der DGG an den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und die Krankenkassen. (red)