Sport, Knochen und Gelenke

Bandverletzungen am Ellenbogen heilen

Kugelt das Ellenbogengelenk nach einem Sturz aus, verliert es meist seinen Halt. Eine neue OP-Methode macht schneller wieder mobil und sorgt für Stabilität.

14.08.2019

Verletzungen oder Unfälle mit einem ausgekugelten Ellenbogen führen häufig zu einer Überdehnung oder einem Riss der Bänder, die das Gelenk stabil halten. Funktionseinschränkungen und Instabilität sind die häufigsten Folgen. Hier kommt immer öfter eine Methode zum Einsatz, die sich bereits bei Bänderproblemen an Knie-, Sprung- und Schultergelenk gewährt hat: das „Ligament bracing“.

Gelenk einrenken, Bänder nähen

Ligamente sind die Bänder am Ellenbogengelenk. Wenn diese zerreißen und das Gelenk auskugelt, wird es instabil. Heben, Tragen oder andere Dinge des täglichen Lebens sind damit kaum mehr möglich, geschweige denn Sport, insbesondere Tennis oder Handball. Deshalb müssen diese Bänder nach dem Einrenken zügig wieder zusammengenäht werden. Doch das allein ist nicht genug. „Die Bänder reißen nicht einfach ab wie ein Faden, sondern werden durch diesen Riss auch in ihrer Struktur geschädigt“, erklärt Prof. Stefan Greiner, Spezialist für Operationen am Schulter- und Ellenbogengelenk vom Sporthopaedicum in Regensburg und Straubing. „Deshalb musste der Patient bislang nach dem Eingriff sechs Wochen lang Ruhe halten und eine Bewegungsschiene tragen, damit das Ganze nicht wieder kaputt geht. Das hat aber die Mobilität stark eingeschränkt und zu massivem Muskelabbau geführt, was die Stabilität des Gelenks zusätzlich beeinträchtigt.“

Band macht schneller mobil

Deshalb kommt nun immer häufiger das Ligament bracing zum Einsatz. „Dabei wird über das zuvor genähte Band noch mal ein breites Kunststoffband, ein `brace‘, genäht, um das verletzte Band auf der ganzen Länge ohne Schiene zu stabilisieren“, so Prof. Greiner weiter, der auch Leiter des Ellenbogen-Komitees der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Arthroskopie ist und dem Mitgliedskomitee der europäischen Gesellschaft für Schulter- und Ellenbogenchirurgie (SECEC) angehört.
Der Vorteil: Dadurch kann der Patient den Arm sofort nach dem Eingriff ohne Risiko wieder bewegen. Der Eingriff unter Vollnarkose dauert circa 45 Minuten.
Ursache einer Auskugelung (Luxation) des Ellenbogens sind vor allem hohe Zugbelastungen, wie sie etwa bei der Trendsportart Boldern vorkommen, oder der Sturz auf den gestreckten Arm, zum Beispiel beim Skaten. Betroffen seien deshalb zunehmend jüngere Menschen, bestätigt der Spezialist. Bei älteren hingegen kommt es häufiger zu Knochenbrüchen. Sie haben weniger Probleme mit der mangelnden Instabilität, als mit einer Versteifung des Gelenks.

Physiotherapie und Muskelaufbau

Doch wie geht es nach dem Eingriff weiter? Prof. Greiner: „In den ersten Wochen nach der OP sollen die Patienten vor allem Bewegungsübungen machen. Erst sechs Wochen fängt man langsam wieder mit dem Kraftaufbau an. So lange dauert es, bis die Bänder wieder am Knochen eingeheilt und stabil sind. Das wurde in tiefenmechanischen Studien nachgewiesen. Ein gutes Muskelkorsett verleiht dem Gelenk zusätzlich Halt.
Die OP gilt als sehr erfolgreich und sicher. Die Versagerquote ist gering. (bibi)