Mund, Zähne und Kiefer

Zahnpflege schützt vor Periimplantitis

Implantate müssen genauso gut wie echte Zähne gepflegt werden. Sonst droht eine ernste Entzündung, die zu einem unbemerkten Knochenabbau führen kann.

01.08.2017

Laut Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e. V. (DGMKG) entscheiden sich in Deutschland jährlich 150

000 Menschen für Zahnimplantate. Die kleinen Stifte aus Keramik oder Titan ermöglichen den Ersatz einzelner Zähne und sogar die feste Verankerung ganzer Prothesen im Kiefer. „Nur wenige wissen, dass Implantate mindestens genauso viel Pflege wie echte Zähne benötigen. Sonst droht eine Periimplantitis, eine bakterielle Entzündung des Gewebes um das Implantat herum, die nicht selten den Verlust der künstlichen Wurzel zur Folge hat“, warnt Dr. med. dent. Thea Lingohr MSc., Zahnärztin und Oralchirurgin aus Köln.

Schleichender Verlauf

Der Hintergrund: Speisen und Getränke bilden Ablagerungen auch an der künstlichen Krone und dem oberen Teil des Verbindungsstücks von Stift und Krone, dem sogenannten Pfosten, der im Zahnfleisch liegt. Bei unzureichender Zahnreinigung verursachen die in der Plaque enthaltenen Bakterien eine Entzündung der umliegenden Schleimhaut. „Durch die fein angeraute Oberfläche moderner Implantatstifte finden nicht nur Knochenzellen besseren Halt (...). Leider bleiben hier auch entzündliche Keime besser haften“, erklärt die Fachärztin. „Ähnlich einer Parodontitis treten als erste Anzeichen gerötete Schwellungen des Zahnfleischs, Zahnfleischbluten, Mundgeruch und Schmerzen bei der Reinigung auf. Unbehandelt greift die Infektion auf den Kiefer über und entwickelt sich zu einer Periimplantitis, die schließlich zu einem irreversiblen und zunächst unbemerkten Abbau des Knochens führen kann.“ Im schlimmsten Fall kommt es zum Verlust des Zahnimplantates.

Gesunde Grundlage

Um die Entzündung zu stoppen, muss der Zahnarzt zunächst den zugänglichen Teil des Verbindungsstücks sowie die Krone mit einem Pulver-Wasser-Gemisch reinigen. Spezielle Aufsätze ermöglichen es, mit dem Gemisch auch tiefe Taschen unterhalb des Zahnfleischs zu erreichen, ohne gesundes Gewebe zu verletzen. Mithilfe modernster Lasertherapie (PTT = photothermische Therapie) werden anschließend Bakterien auch an schwer zugänglichen Knochendefekten und Mikrovertiefungen auf den Wurzelstiften entfernt. Bei fortgeschrittener Erkrankung müssen die entstandenen Knochentaschen mit körpereigenem Knochen oder Ersatzmaterial aufgefüllt werden. Liegen durch Knochenabbau raue Oberflächenteile des Implantates frei, setzen sich hier vermehrt Erreger fest. Da Patienten diese Bereiche nicht reinigen können, schleift der Facharzt die betreffenden Stellen glatt.
Risikofaktoren sind mangelnde Mundhygiene, Diabetes, Rauchen, eine Schwangerschaft oder andauernder Stress. Zudem erhöhen unbehandelte Parodontitis und mangelnde Einheilung eines Implantates die Gefahr. Ein Periimplantitis-Markertest kann den Abbau von parodontalem Gewebe frühzeitig erkennen helfen.

(red)