Mund, Zähne und Kiefer

Richtig putzen: Zu viel Abrieb schadet

So weich und duftend Zahncremes sind, manche von ihnen enthalten zu viele Putzkörper, die den Zahnschmelz gefährden können.

04.10.2016

Ein pelziges Gefühl auf den Zähnen am Morgen oder ein schlechter Geschmack im Mund – dagegen hilft nur Zähneputzen. Doch zu viel davon kann den Zähnen schaden. Vor allem, wenn die verwendete Zahncreme zu viele Putzkörper (meist Bimsstein) enthält. Diese „Abrasivstoffe“ sind ein wichtiger Bestandteil von Zahnpasten, da sie den Zahnbelag mechanisch entfernen helfen. Zahnärzte warnen jedoch, dass die Schmirgelwirkung nicht zu stark ausfallen sollte. Denn über Jahre hinweg kann der Abrieb den Zahnschmelz schädigen, der sich nicht mehr regeneriert. Deutlich ausgeprägter zeigen sich die Schäden zudem am weichen Dentin beziehungsweise am Zahnbein.

Zahncreme mit weniger Abrieb wählen

Der Abrieb wird als RDA-Wert angegeben. Je höhere Werte eine Zahnpasta hat, desto stärker schmirgelt sie. Zu abrasive Zahnpasten können bei freiliegenden Zahnhälsen das weichere Dentin abtragen, warnen Experten der Bundeszahnärztekammer. RDA-Werte von 30 gelten als gering abrasiv, Werten zwischen 70 und 80 bezeichnet man als mittel-abrasiv und solche über 100 als stark abrasiv. Die Abrasivität ist meist vom zugesetzten Bimsstein abhängig. Bei einem intakten Zahnschmelz können die mechanischen Abrasionsstoffe wenig Schaden anrichten, da dieser hart genug ist. Gefährlich kann die Abrasion bei freiliegenden Zahnhälsen verbunden mit einer falschen Zahnpflege und einer zu harten Zahnbürste sein. Besonders wenn man älter wird – oder auch bei einer Zahnbettenentzündung (Parodontitis) –, zieht sich das Zahnfleisch ein wenig zurück. Dann liegen das empfindlichere Zahnbein und die noch weicheren Wurzeln darunter frei und sind den Putzkörpern schutzlos ausgeliefert. Aber auch Kunststoffe vom Zahnersatz sind durch den Abrieb gefährdet.

Weiche Bürsten bei freien Zahnhälsen

Bei der professionellen Zahnreinigung ergibt sich ein Dentinverlust zwischen 0,24 µm und 1,48 µm. Damit liegt der Wert unter den Abrasionswerten, die etwa durch die tägliche Zahnreinigung mit zwischen 4 µm und 35 µm pro Woche entstehen. Wer bereits freie Zahnhälse hat, sollte deshalb eine weniger abrasive Zahnpasta und eine weiche Zahnbürste verwenden, empfiehlt die Bundeszahnärztekammer. Denn die Bürste verstärkt die Wirkung der Putzkörper. Auch der Druck, den man selbst auf die Zahnbürste und die Zähne ausübt, entscheidet, wie viel Dentin abgeschmirgelt wird. Da die Angabe des RDA-Wertes für die Hersteller der Zahnpasten keine Pflichtangabe ist, bleibt dem Verbraucher nur der Weg übers Internet. So hat etwa die Stiftung Warentest erst in diesem Jahr die häufigsten Produkte unter die Lupe genommen. (red)