Mund, Zähne und Kiefer

Erhöht Parodontose das Alzheimer-Risiko?

Bakterien im Mund sind normal. Doch die Erreger, die eine Parodontose verursachen, können der Gesundheit allgemein schaden, insbesondere dem Gehirn.

13.09.2019

Ein Forscherteam um den US-Mediziner Stephen Dominy hat Belege dafür gefunden, dass das Bakterium Porphyromonas gingivalis nicht nur schwere Formen der Parodontitis auslöst, sondern auch das Risiko für Alzheimer erhöht. Das berichtete die Online-Ausgabe der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“, Anfang Juli dieses Jahres.
Die Wissenschaftler wiesen im Reagenzglas als auch im Tiermodell das Bakterium und seine toxischen Enzyme (spezielle Proteasen) mittels DNA-und Antikörperanalyse in fast allen untersuchten Gehirnen verstorbener Alzheimerpatienten nach. Diese Proteasen und die Tau-Fibrillen, die zu den Hauptmerkmalen der Alzheimererkrankung gehören, waren sich räumlich auffällig nah. Außerdem fanden die Forscher Amyloid-Plaque im Hirngewebe, die ebenfalls zu den krankhaften Ablagerungen führen, die für den Untergang der Nervenzellen verantwortlich sind.
Das Bakterium stand schon länger unter Verdacht, etwas mit der Alzheimer-Erkrankung zu tun zu haben. Es lebt vom Abbau des Kollagens im Mund und zerstört das Zahnfleischgewebe, indem es eiweißabbauende Enzyme aktiviert, und zwar kurz bevor sie im Mundbereich freigesetzt werden. Enzyme wie die „humane Glutaminyl-Zyklase, die an der Entstehung bestimmter bakterieller Infektionen und entzündlicher Erkrankungen beteiligt ist, zu denen auch Rheumatoide Arthritis, COPD und Alzheimer gehören.
Die Wissenschaftler betonen, dass das Bakterium wohl nicht der Hauptauslöser für die Erkrankung ist, sondern das Alzheimerrisiko lediglich erhöht. Allerdings ist der Zusammenhang bedenklich, da laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 60 Prozent aller Erwachsenen unter behandlungsbedürftigen Zahnfleischentzündungen leiden. (red)