Kinder und Familie

Mandeln: Teilentfernung schonender

15.11.2016

Jedes Kind erkrankt im Verlauf der ersten Lebensjahre mehrfach an Entzündungen von Rachen und Mandeln (Tonsillitis). Für den Körper ist das eine normale Abwehrreaktion, denn die Mandeln gehören zum menschlichen Immunsystem. Ein Krankheitswert liegt erst vor, wenn sich Schluckschmerzen und Allgemeinsymptome wie Fieber entwickeln.
„Die Tonsillitis ist eine der häufigsten Anlässe für den Arztbesuch und Mandeloperationen in Deutschland“, weiß Professor Dr. med. Jochen Windfuhr, Chefarzt am Krankenhaus Maria Hilf, Mönchengladbach. „Die akute Tonsillitis wird in 70 bis 95 Prozent der Fälle durch Viren ausgelöst. Antibiotika sind dann wirkungslos, sie können nur bei Entzündungen durch Bakterien helfen.“
Fest steht: Nicht jede schwere Mandelentzündung macht eine Operation (Tonsillektomie) erforderlich. Das hängt vielmehr von der Anzahl der Halsschmerzepisoden in den letzten zwölf Monaten ab. Bei weniger als drei Episoden raten die aktuellen Behandlungsleitlinien von einer Operation ab. Bei drei bis fünf Episoden kann die Tonsillektomie durchgeführt werden, bei sechs oder mehr Episoden wird die Therapie in der Regel angeraten. „Bei mehrfach wiederkehrenden Mandelentzündungen hat sich die Mandelentfernung bewährt“, bestätigt Prof. Windfuhr. Sie sei aber keine Notoperation. „Nur in besonders schweren Fällen sollte die Operation zügig erfolgen“, so der Experte. „Bei moderaten und milden Formen raten wir dazu, zunächst ein halbes Jahr abzuwarten.“ Bei besonders großen Mandeln hat sich Studien zufolge auch eine Teilentfernung bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bewährt. Sie ist für die Patienten weniger belastend.

(red)