Kinder und Familie

Frühchen brauchen ein Leben lang Schutz

Die immer besseren Überlebenschancen sehr kleiner und unreifer Frühgeborener sind einer der größten Erfolge der hochspezialisierten Pädiatrie. Doch wie groß sind die möglichen Folgen für die Gesundheit?

06.08.2017

Heute können Babys bereits überleben, wenn sie in der 21. Schwangerschaftswoche geboren werden. Wenn man bedenkt, dass eine normale Schwangerschaft 40 Wochen beträgt, ist das ein wahres Wunder der Medizin. Eine Klinik mit einer Frühgeborenenstation, eine optimale technische Ausstattung, qualifiziertes und erfahrenes Personal und natürlich viel, viel Glück spielen für das Überleben der Winzlinge eine große Rolle.

Gesundheitliche Risiken

„Doch viele der sehr kleinen Frühgeborenen weisen später häufiger kognitive Probleme, Ängste oder Beeinträchtigungen in der Schulleistung auf“, weiß Prof. Herting, vom Lübecker Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. „Aber auch die sogenannten `späten Frühgeborenen´, also Kinder, die zwischen der 32. und 37. Schwangerschaftswoche geboren wurden, tragen noch ein erhöhtes Risiko für spätere Beeinträchtigungen von Gesundheit und Lebensqualität und sollten nicht aus dem Blick geraten.“
Frühchen sind anders als früher heute keine Seltenheit mehr. Jedes zehnte Neugeborene in Deutschland kommt vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt und damit vor der Zeit. Prof. Herting: „Wenige Minuten um die Geburt herum können entscheidend für das Lebensschicksal einer ganzen Familie sein. Durch die Fortschritte in der Neonatologie sind die Überlebensraten jedoch enorm gestiegen.“ Insbesondere die sehr kleinen Frühgeborenen profitierten dabei ungemein von einer spezialisierten Versorgung in Fachzentren.

Probleme bleiben

Trotzdem, so betont er, würden die Probleme von Frühgeborenen nicht mit der Entlassung aus einer Kinderklinik enden. Denn bei aller Kompetenz ist gerade bei den sehr kleinen Frühgeborenen die Wahrscheinlichkeit für lebenslange Beeinträchtigungen der weiteren Entwicklung immer präsent, insbesondere wenn sie Komplikationen wie Hirnblutungen, Infektionen, Netzhauterkrankungen oder besondere, mit der extremen Unreife zusammenhängende Darmerkrankungen durchstehen mussten.
Zu den langfristigen Folgen sehr früh geborener Kinder wurden auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) aktuelle Studien vorgestellt, unter anderem die Daten des Deutschen Frühgeborenen Netzwerk (GNN) und der Bayerischen Entwicklungsstudie (BEST), die ehemalige Frühgeborene bis in das Erwachsenenalter begleitet hat. Demnach haben Kinder mit einem Geburtsgewicht von unter 1500 Gramm ein besonders hohes Risiko. (red)