Kinder und Familie

Die Masern sind zurück!

Die Krankheit, die in Deutschland fast ausgerottet schien, ist mit voller Wucht zurückgekehrt. Zwar steigt dadurch die Impfbereitschaft, aber noch gibt es große Lücken.

12.10.2016

Normalerweise ist die Sache ganz einfach: Im ersten Lebensjahr (nach dem zweiten Lebensmonat) gibt es eine kostenlose 6-fach-Kombinationsimpfung für Säuglinge. Sie schützt gegen Masern, Mumps, Röteln, Tetanus, Polio und Keuchhusten gleichzeitig. Sie sollte dann im Alter von fünf bis sechs Jahren wiederholt werden. Praktisch, denn damit sind die Kinder gegen die wichtigsten Gefahren geschützt. Doch in den vergangenen Jahren registrierten Ärzte und Gesundheitsämter eine zunehmende Impfmüdigkeit in Deutschland. Vor allem die Impfung gegen Masern wurde von Eltern offenbar nicht mehr für wichtig genug erachtet. Diese Haltung rächt sich jetzt. Der „Herdenschutz“, den die Nichtgeimpften durch die Geimpften bislang genossen, beginnt zu bröckeln. Zwar lassen sich die Deutschen nach dem massiven Ausbruch der Erkrankung im vergangenen Jahr wieder mehr gegen Masern impfen (www.impfen-info.de). Aber es sind längst noch nicht genug. Die Impflücken sind noch immer zu groß.

Hochansteckend und riskant

Seit Beginn des Ausbruchs im vergangenen Oktober erkrankten allein in Berlin 637 Menschen an Masern, darunter auch viele Erwachsene ohne Impfschutz. Bei rund einem Viertel aller Patienten verlief die Infektion bisher so schwer, dass sie ins Krankenhaus mussten. Ein Kleinkind ist erst vor kurzem an Masern gestorben. Es war nicht gegen die Infektion geimpft. Masern sind hochansteckend. Fast jeder Kontakt von ungeschützten Personen mit einem Erkrankten führt zu einer Ansteckung. Hinzu kommt, dass Masern bereits fünf Tage vor Auftreten des Hautausschlags übertragen werden können, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Masern verbreiten sich über Tröpfcheninfektion und durch den Kontakt mit virenhaltigen Körperflüssigkeiten. Hohes Fieber und der typische rote Hautausschlag sind die häufigsten Symptome. Es kann aber schlimmstenfalls auch zu lebensbedrohlichen Lungen- oder Gehirnentzündungen kommen.

Doppelt Impfen hält besser

Das Problem: Bei den Impfgegnern hält sich die Angst vor möglichen Impfschäden hartnäckig. Dabei ist hinreichend bewiesen, dass diese sehr, sehr selten vorkommen und der Nutzen der Impfung die vermeintlichen Nachteile bei Weitem überwiegt. Eltern sollten angesichts des Masernausbruchs den Impfschutz ihrer Kinder prüfen lassen – aber auch ihren eigenen, rät die Ständige Impfkommission (STIKO). Optimal gegen Masern geschützt sei man nämlich erst nach der zweiten Impfung. Laut STIKO gilt für alle nach 1970 Geborenen mit unklarem Impfstatus oder nur einer Impfung die Empfehlung zur Dreifachimpfung Masern-Mumps-Röteln. Im Zweifel sollte man sich lieber einmal zu viel piksen lassen, da eine überschüssige Impfdosis nicht schade. (red)