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Rote-Beete-Saft kann helfen, den Blutdruck zu senken

06.11.2017
Foto: Prof. Dr. med. Thomas Münzel

Prof. Dr. med. Thomas Münzel
Zentrum für Kardiologie
Kardiologie I
Johannes Gutenberg-Universität Mainz



Rote Beete beinhaltet eine hohe Konzentration an Nitraten. Insbesondere in den letzten Jahren mehren sich die Hinweise, dass diese Nitrate durch chemische Veränderung im Magen zu einem wirksamen Blutdrucksenker umgewandelt werden können (in das Radikal Stickstoffmonoxid oder auch kurz NO genannt). In der Tat bestätigt dies auch eine neue Studie: Aus Rote-Beete-Saft stammendes Nitrat hat die Blutdruckwerte von Probanden mit einem hohen Blutdruck effektiv gesenkt.
Für die Untersuchung am William-Harvey-Institut der Queen Mary University in London hatte ein Forscherteam um Vikas Kapil 68 Probanden im Alter von 18 bis 85 Jahren gewonnen, deren mittlere Tages-Blutdruckwerte in der Langzeit¬messung über 130/85 mm Hg lagen. 34 von ihnen nahmen Medikamente gegen Bluthoch¬druck ein, die anderen 34 waren unbehandelt. Nach der Zufallsverteilung auf zwei Gruppen tranken die Teilnehmer entweder vier Wochen lang täglich 250 ml nitratreichen (entsprechend einer Tagesmenge von etwa 6 mmol Nitrat) oder — als Placebo — nitratfreien Rote-Beete- Saft.
Während die Blutdruckwerte in der Placebo¬gruppe unverändert blieben, zeigten sich in der Nitratgruppe bedeutsame Unterschiede zu den Ausgangsblutdrücken. Der Blutdruck der Probanden sank unter dem Einfluss von nitrathaltigem Rote-Beete-Saft im Mittel um 7,7/2,4 mm Hg. Auch die 24-Stunden-Messung ergab eine Reduktion um 7,7/5,2 mm Hg.
Den genannten Effekten liegt laut Kapil und Kollegen ein Stoffwechselweg zugrunde, der von Nitrat über Nitrit zu Stickstoff-Monoxid führt. Hiernach gelangt ein wesentlicher Anteil des zugeführten und resorbierten (vom Körper aufgenommenen) anorganischen Nitrats über die Speicheldrüsen in die Mund¬höhle. Dort wird es von Bakterien zu Nitrit reduziert. Nach dem Schlucken des Speichels gelangt das Nitrit in den Blutkreislauf, wo es von Nitritreduktasen in Stickstoffmonoxid (NO) verwandelt wird. Dadurch weiten sich die Gefäße, und der Blutdruck sinkt.
Die Forscher um Kapil weisen darauf hin, dass die gemessenen Drucksenkungen jenen ähneln, die für blutdrucksenkende Medikamente in Standarddosierung typisch sind. Die Resultate sprechen dafür, dass diätetisches Nitrat durch¬aus eine Rolle in der Therapie von Patienten mit Bluthochdruck spielen könnte.
FAZIT: Trotz der relativ kleinen Patientenzahl überzeugen die Ergebnisse und das Konzept der Studie. Es kann also nicht schaden, neben seinen Blutdruck-Medikamenten noch regelmäßig Rote-Beete-Saft zu trinken. Man sollte in der Folge dann seinen Blutdruck durch den Hausarzt in einer 24-Stunden-Messung kontrollieren lassen. Vielleicht kann man dann in der Tat ein Blutdruck senkendes Medikament weglassen, da die durch den Saft erzielten Blutdrucksenkungen mit 7 mm Hg durchaus beträchtlich sind.