Herz und Kreislauf

Herzmuskelentzündung durch Sport?

Bewegung ist gut fürs Herz. Doch zu viel kann genau das Gegenteil bewirken. Vor allem Männer riskieren dann bleibende Schäden an ihrer „Pumpe“ und eine dauerhafte Einbuße an Lebenskraft.

31.05.2018

Marathonies, Triathleten und andere Männer, die intensiven Ausdauersport betreiben, sollten auf der Hut sein. Wie eine Forschergruppe des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) im Wissenschaftsmagazin „JACC: Cardiovascular Imaging“ berichtet, riskieren männliche Triathleten möglicherweise ihre Herzgesundheit, wenn sie sich im Wettkampf zu stark belasten. „Wir haben Hinweise, dass die ausschließlich bei männlichen Studienteilnehmern beobachteten Vernarbungen des Herzmuskels mit dem Wettkampfpensum zu tun haben. Je größer die Belastung, je länger die im Wettkampf absolvierten Distanzen, desto höher die Wahrscheinlichkeit für Schädigungen des Herzmuskels“, erklärt der Leiter der Arbeitsgruppe, Prof. Dr. Gunnar Lund von der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin des UKE. „Es gibt wahrscheinlich eine persönliche Belastungsgrenze. Wird sie überschritten, kann das Herz Schaden nehmen.“

Vernarbungen am Herzmuskel

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie untersuchte das UKE-Team 54 männliche und 29 weibliche Triathleten – allesamt ambitionierte und gesunde Freizeitsportler, die mindestens zehn Stunden in der Woche trainieren und durchschnittlich 43 Jahre (plus/minus zehn Jahre) alt sind. Die Mediziner untersuchten die Triathleten nach Gabe von Kontrastmittel mit der Kardio-Magnetresonanztomografie (MRT). Das Ergebnis: Kontrastmittelansammlungen fanden sich im Muskel der linken Herzkammer bei zehn männlichen Teilnehmern, die zuvor längere Strecken schwimmend und/oder auf dem Fahrrad bewältigt hatten. „Das Kontrastmittel zeigt Vernarbungen des Herzmuskels an, sogenannte myokardiale Fibrosen, die mit dem Auftreten von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen assoziiert sein können“, erklärt Prof. Lund.

Überlastung und Hormone

Eine bestehende und zuvor nicht erkannte Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kann eine mögliche Ursache für die festgestellten Vernarbungen sein: „In der Normalbevölkerung kommt eine Herzmuskelentzündung mit einer Häufigkeit von drei bis vier Prozent vor. Bei unseren männlichen Studienteilnehmern sind dagegen 17 Prozent betroffen, sodass noch andere Ursachen vorliegen müssen.“ Denkbar ist eine Überlastung des Herzens durch zu viel Sport an der Leistungsgrenze. Die Betroffenen hatten eine erhöhte Herzmuskelmasse und zum Teil einen zu hohen Blutdruck unter Belastung, was möglicherweise die Herzmuskelschädigung begünstigt hat. Prof. Lund: „Ähnlich einem schlecht eingestellten Motor, der dauerhaft auf zu hohen Touren läuft, kann sich so das Herz auf Dauer selbst schädigen.“ Außerdem könnte das männliche Hormon Testosteron noch eine Rolle spielen. „Das würde erklären, warum wir bei Frauen keine fibrotischen Veränderungen des Herzmuskels gefunden haben.“
Freizeitsportler müssten sich aber keine Sorgen machen, so Lund: „Auf einem moderaten Niveau ist Sport zweifellos gesund und lebensverlängernd“.

Herz regelmäßig checken lassen

Wer sich stark bis sehr stark belastet, sollte jedoch mindestens einmal das Herz untersuchen lassen, so Prof. Lund. „Am besten mit einem Kardio-MRT, wie wir es eingesetzt haben. Das ist die einzige Technik, mit der man die Vernarbungen der Herzmuskulatur bei Sportlern nachweisen kann. Eine Ultraschalluntersuchung oder ein EKG genügen dafür nicht.“
Die Mehrheit der Patienten mit einer Herzmuskelentzündung zieht sich diese Erkrankung aber durch eine verschleppte Erkältung zu. Wer seinem Herzen nicht schaden will, sollte sich deshalb bis zur vollständigen Genesung körperlich schonen.(red)