Herz und Kreislauf

Den Herzschlag daheim überwachen

Die Diagnose von Vorhofflimmern und anderen Rhythmusstörungen des Herzens ist nicht immer leicht. Hier bietet die Telemedizin viele Vorteile. Ihr Nutzen lässt sich wissenschaftlich belegen.

17.11.2016

Die Telemedizin könnte jeden Tag hunderten Herzpatienten einen Krankenhausaufenthalt ersparen. Das ist das Ergebnis von zwei aktuellen Studien. Sie zeigen, dass die digitale Rundumbetreuung zudem Lebenserwartung und -qualität deutlich verbessern kann. Experten sehen in der Telekardiologie ein vielversprechendes Frühwarnsystem, um die Qualität der Versorgung von Herzpatienten – vor allem auch in ländlichen Regionen – zu verbessern.
Etwa 120 0000 Menschen in Deutschland leiden an einer chronischen Herzschwäche. Mit rund 1000 stationären Aufnahmen pro Tag ist die Erkrankung der häufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt. „Viele chronische Erkrankungen verschlechtern sich, ohne dass spürbare Symptome auftreten, bis plötzlich der Notfall eintritt“, weiß Professor Dr. med. Friedrich Köhler, Leiter des Zentrums für kardiovaskuläre Telemedizin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Meist seien diese Verschlechterungen aber bereits im Vorfeld messbar.

Tele-EKG und Implantate für mehr Sicherheit

Das gilt auch für die Herzschwäche: Mittels Telekardiologie, so Köhler, lässt sich der Krankheitsverlauf beobachten und bei auffälligen Werten frühzeitig eingreifen. Dafür bekommen die telemedizinisch mitbetreuten Patienten entweder Messgeräte nach Hause (z. B. Telewaage und Tele-EKG) oder die Daten von vorhandenen therapeutischen Implantaten (z. B. implantierte Defibrillatoren) werden telemedizinisch für das Therapiemanagement ausgelesen.
Neue Entwicklungen sind speziell für das telemedizinische Therapiemanagement entwickelte Diagnostikimplantate, die zum Beispiel in der Lungenstrombahn des Patienten den Druck in der Lungenarterie messen. Auf der Basis dieser Werte kann ein Kardiologe, falls nötig, die Medikamentendosis individuell anpassen, den Patienten zur Sprechstunde bitten oder eine sofortige Aufnahme ins Krankenhaus anordnen. „Dank dieses digitalen Frühwarnsystems können wir Herzpatienten rund um die Uhr betreuen und ersparen ihnen unnötige Arztbesuche oder gar Krankenhausaufenthalte“, so Köhler. Insbesondere in ländlichen Regionen, wo der Weg zum Kardiologen weit ist, könnten Patienten besser versorgt werden. Dabei soll die Telemedizin den Arztbesuch aber nicht ersetzen, betont Köhler: „Eine rein telemedizinische Betreuung ist in Deutschland verboten und wäre aus ärztlicher Sicht auch nicht wünschenswert.“

Mehr Lebensqualität und längeres Leben

Dass Telekardiologie sowohl die Lebenserwartung als auch die Lebensqualität erhöhen kann, zeigen zwei große klinische Studien. So wurden bei der CHAMPION-Studie täglich via Telekardiologie die Herzwerte der Teilnehmer ermittelt und die Medikamentendosis entsprechend angepasst. Die Anzahl der Krankenhauseinweisungen sank bei diesen Patienten um ein Drittel. In der IN-TIME-Studie setzten Ärzte Telekardiologie ein, um Herzpatienten mit einem implantierten Defibrillator zu betreuen: Die Teilnehmer hatten ein deutlich geringeres Sterberisiko als Patienten, die keine Fernnachsorge erhielten.

Hilfe bei harmlosem Herzstolpern

Es gibt aber auch harmlose, nicht behandlungsbedürftige Rhythmusstörungen. Dazu zählen Extrasystolen, die durch bestimmte Genussmittel wie Alkohol, Nikotin, schwarzer Kaffee, aber auch chronischen Stress, Nervosität und Schlafmangel ausgelöst werden können. Oft genügt dann schon eine Umstellung der Lebensgewohnheiten, um die beunruhigenden Stolperattacken zu reduzieren.
Ein weiterer Auslöser reaktiver Herzrhythmusstörungen ist ein Mangel an Magnesium und Kalium. Beide Mineralstoffe sind für den Herzmuskel sehr wichtig. Sie sollten dann konsequent zugeführt werden, entweder über die Nahrung oder ein Nahrungsergänzungsmittel. Vor allem, wenn man viel Sport treibt oder schwitzt. (red)

Was versteht man unter dem Roemheld-Syndrom?

Das Roemheld-Syndrom gehört zu den reaktiven Herzbeschwerden. Dabei sammelt sich durch bestimmte Lebensmittel oder hastiges Essen Luft und Gas im Verdauungstrakt an. Sie drücken das Zwerchfell nach oben und können so auch Herzrhythmusstörungen auslösen.
Hier kann es genügen, langsamer zu essen, gründlicher zu kauen und auf blähende Speisen zu verzichten. Ähnlich wie beim Schluckauf kann es auch helfen, wenn man die Luft anhält, hustet oder ein Glas kaltes Wasser trinkt.