Herz und Kreislauf

Conn-Syndrom: Gefahr für Herz und Hirn

Hoher Blutdruck bringt die Gefäße in Gefahr. Vor allem Herzinfarkt und Schlaganfall drohen. Nicht immer ist Arteriosklerose schuld. Auch ein Hormonproblem kann dahinterstecken.

14.02.2018
Nicht immer bekommt man den Blutdruck mit Medikamenten in den Griff.   Foto: Adobe /Stock djoronimo

Laut Robert Koch-Institut hat jeder dritte Erwachsene zwischen 18 und 79 Jahren Bluthochdruck. Damit steigt auch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, da dauerhaft erhöhter Blutdruck die Gefäße schädigt.
Oft, aber nicht immer, liegt es am Lebensstil mit zu viel fetter, fleischlastiger Kost, zu wenig Bewegung und Stress.
Laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) legt eine aktuelle Studie nahe, dass in sechs Prozent der Fälle auch hormonelle Ursachen in Frage kommen. Dabei liegt ein Überschuss des „Blutdruckhormons“ Aldosteron vor. „In so einem Fall kann eine Operation den Blutdruck dauerhaft heilen“, sagt Prof. Dr. med. Martin Reincke, Präsident der DGE.
Er verweist auf eine Studie aus Italien. Darin wurden zwischen 2009 und 2014 1.672 Patienten mit Bluthochdruck auf das Vorliegen von Hyperaldosteronismus untersucht.

Problem Nebennieren

Darunter versteht man die krankhafte Mehrbildung des Blutdruckhormons Aldosteron. Es wird auch als „Conn-Syndrom“ bezeichnet. Aldosteron wird in den Nebennieren, also den je 12 Gramm schweren Drüsen oberhalb der Nieren, gebildet. Das Hormon regelt den Kochsalz- und Flüssigkeitsgehalt des Körpers.
Bei einem Aldosteronüberschuss kommt es infolge einer vermehrten Natrium- und damit Wasserrückresorption in der Niere schließlich zu einem Anstieg des Blutdrucks.
Die Verdachtsdiagnose eines Hyperaldosteronismus lässt sich über den sogenannten Aldosteron-Renin-Quotient (ARQ) bestimmen: Er ist gekennzeichnet durch einen erhöhten Aldosteronspiegel und einen erniedrigten Reninspiegel.

Conn-Test nötig

Bei auffälligem Hormonstatus erfolgte eine weitere Diagnostik in Form von Bestätigungstests, Bildgebung und Nebennierenvenenkatheterisierung.
Das Ergebnis: 99 Patienten (5,9 Prozent) hatten ein gesichertes Conn-Syndrom, davon 27 mit Aldosteron-produzierendem Adenom (eine gutartige Geschwulst) und 64 mit beidseitiger Hyperplasie (Vergrößerung) der Nebennieren. „Die Conn-Wahrscheinlichkeit stieg mit zunehmendem Hypertoniegrad an“, so Reincke. So wurde bei 11,8 Prozent der Patienten mit Grad 3 (Blutdruck ≥180/110 mm Hg) ein Conn-Syndrom festgestellt, bei Hypertonie Grad 1 (≥140/90 mm Hg) 3,9 Prozent und 9,7 Prozent bei Grad 2 (≥160/100 mmHg).
Die gute Nachricht, so Reincke: Ein Hyperaldosteronismus sei behandelbar und sogar heilbar. Tausende von Patienten hätten gute Chancen, ihren hormonell bedingten Bluthochdruck wieder in den Griff zu bekommen.(red)