Haut, Haare und Ästhetik

Licht- und Badetherapie bei Neurodermitis

Quälender Juckreiz, extrem trockene Haut – Menschen mit einem atopischen Ekzem sehnen sich danach, diese Symptome loszuwerden. Die Balneofototherapie kann dabei helfen.

29.04.2019
Foto: Lilium Klinik

Dr. med. Reinhard Titel
Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie sowie Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
LILIUM Klinik Wiesbaden



Das atopische Ekzem, auch Neurodermitis genannt, ist eine chronische Hauterkrankung, die meist mit starkem Juckreiz einhergeht und deshalb die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränkt. Lindernd wirken sich Bäder mit Totem Meersalz und eine spezielle Lichttherapie aus. Der positive Effekt, den eine Kombination aus beidem (Balneofototherapie) bewirkt, wurde vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) lange in Abrede gestellt. Die Studienlage sei zu dünn, so das Argument schon 2007. Bestätigt wurde die Erstattung der Balneotherapie deshalb nur für eine andere Hauterkrankung – die Schuppenflechte (Psoriasis). Nun, 12 Jahre später, liegen überzeugendere Ergebnisse vor, die den lange vermuteten Zusatznutzen auch für Neurodermitis bestätigen.

Klinisch relevanter Nutzen

In zwei Studien, die beide in Bayern durchgeführt wurden, behandelte man insgesamt 680 Menschen mit Neurodermitis einen Monat lang mit einer synchronen Balneofototherapie. Dabei baden die Betroffenen regelmäßig in Wasser, das Salz des Toten Meeres in einer sehr hohen Konzentration enthält. Zeitgleich bekommen sie eine Bestrahlung mit UV-Licht. In der Regel erfolgten zwischen 10 und 35 Behandlungen mit einer Dauer von jeweils etwa einer Viertelstunde.
Im Gegensatz zur alleinigen trockenen UV-Bestrahlung beim atopischen Ekzem konnten die Wissenschaftler einen klinisch relevanten Nutzen feststellen. Allerdings nur in Bezug auf den Hautzustand, der allerdings auch die Symptomatik wie Juckreiz und Schlaflosigkeit umfasst.
Das IQWiG sieht hier einen Hinweis auf einen höheren Nutzen. Die höchste Kategorie, nämlich „Beleg“, wird allerdings auch mit den neuen Daten nicht erreicht: Denn die Ergebnisse könnten verzerrt sein, unter anderem weil viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Studien aus unbekannten Gründen abbrachen und für eine erhebliche Zahl die Werte fehlten. Auch sind damit keine Aussagen zu Lebensqualität und Nebenwirkungen, wie etwa sonnenbrandartigen Hautreizungen, oder die Nachhaltigkeit der Therapieeffekte damit nicht möglich. Davon aber hängt letztlich die Kostenerstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen ab. Experten fordern deshalb mehr klinische Forschungen auf dem Feld des medizinischen Badewesens.
Stefan Sauerland, Leiter des Ressorts Nichtmedikamentöse Verfahren im IQWiG: „Es ist schade, dass zur Kombination aus Salzbad und UV-Licht nur zwei Studien zum atopischen Ekzem vorliegen, obwohl diese Behandlung schon so lange bekannt ist und vielfach angewendet wird.“(red)