Haut, Haare und Ästhetik

Hautkrebs – wie man sich selbst schützt

Ist diese Tumorart tatsächlich selbst verschuldet oder Schicksal? Prof. Dr. Eckhard Breitbart klärt auf, was es mit dieser Krebsart auf sich hat und wie jeder Einzelne das Risiko senken kann.

05.07.2019
Foto: Lilium Klinik

Dr. med. Reinhard Titel
Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie sowie Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
LILIUM Klinik Wiesbaden



Bundesgesundheitsminister Jens Spahn befand kürzlich aus Anlass des Welt-Krebstags via Twitter, dass jeder selbst etwas tun könnte, um Krebs zu verhindern. Er verwies in diesem Zusammenhang auf den Einsatz von Sonnencreme gegen Hautkrebs. Prof. Dr. Eckhard Breitbart, 1. Vorsitzender des bundesweiten Hautkrebs-Netzwerks in der Patientenselbsthilfe und ehemaliger Chefarzt des Dermatologischen Zentrums Buxtehude sagt in einem Interview mit Ralf Blumenthal, dem Leiter der Stabsstelle Projekte und Öffentlichkeitsarbeit des Bundesverbandes Deutscher Dermatologen (BVDD), wie er die Sache sieht. Er gilt als der geistige Vater des Hautkrebsscreening in der Gesetzlichen Krankenversicherung und Pionier der Hautkrebsvorsorge und Hautkrebsfrüherkennung in Deutschland.

Kann tatsächlich jeder selbst etwas tun, um Hautkrebs beispielsweise zu vermeiden?

Breitbart: Krebs komplett vermeiden
– das können wir leider nicht. Genetische Faktoren spielen eine Rolle und pures Pech leider auch. Was aber jeder aktiv tun kann, gerade bei Hautkrebs, ist Risikovermeidung und damit die Wahrscheinlichkeit senken, an Hautkrebs zu erkranken.
Wir wissen, dass die krebserregende UV-Strahlung der Sonne und auch aus Solarien der Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs ist und dass vor allem Sonnenbrände in der Kindheit das Hautkrebsrisiko erhöhen. Also sollten wir in unserem Alltag darauf achten, nicht zu viel davon abzubekommen. Insgesamt kommt es dann auch zu weniger Hautkrebserkrankungen in der Gesellschaft. (…)

Die Hinweise zum Sonnenschutz, z. B. auch der UV-Index, sind sehr allgemein gehalten. Geht das nicht präziser?

Breitbart: Der UV-Index ist ein wunderbares Instrument, um die UV-Strahlung besser einzuschätzen. (…) Je nachdem wie hoch der UV-Index ist, gibt es dazu Schutzempfehlungen, die von internationalen Fachexperten abgestimmt wurden. Wie zum Beispiel mittags Schatten aufsuchen oder bei hoher UV-Intensität in Gebäuden aufhalten und die Haut durch sonnengerechte Kleidung und Sonnencreme zu schützen. Bei diesen mit Absicht einfach gehaltenen Empfehlungen geht es vor allem darum, unser Bewusstsein zu schärfen: Besser morgens joggen gehen als in der Mittagssonne, zum T-Shirt greifen statt zum Trägertop, die Picknickdecke unter einem Baum ausbreiten statt mitten auf der Wiese, im Sommerurlaub ab ins Museum während der Mittagsstunden und so weiter (…).

Aber woher weiß ich wie viel Sonne gut für mich ist? Wie lange ist es ungefährlich, draußen zu sein?

Breitbart: Von der Idee, dass wir so und so viele Minuten draußen in der Sonne bleiben können ohne dass Gefahr droht, müssen wir uns leider verabschieden. In dem Moment, in dem ich aus dem Haus gehe, habe ich in wenigen Sekunden erste Schäden an der Erbsubstanz, der DNA. Das lässt sich überhaupt nicht vermeiden. Auch bei Sonnencreme kann immer etwas UV-Strahlung durchkommen. Der Großteil der Schäden wird durch ein körpereigenes Reparatursystem ausgemerzt. Es können aber immer geschädigte Zellen zurückbleiben, dauerhaft. Je öfter das passiert, desto höher das Hautkrebsrisiko.
Es gibt nach herrschender wissenschaftlicher Meinung keinen Schwellenwert für UV-Strahlung, ab dem dann Hautkrebs auftauchen kann. (…)

Ist Hautkrebs also letztlich doch schicksalhaft?

Breitbart: Zumindest wird Hautkrebs wohl eine sehr verbreitete Krankheit bleiben. Allein schon, weil unsere Gesellschaft es geschafft hat, so alt zu werden. UV-Schäden sammeln sich in der Regel über Jahrzehnte hinweg an und werden dann im Alter zu Hautkrebs. Früher, vor mehreren hundert Jahren, als der Lebensaltersdurchschnitt bei 30 bis 40 Jahren lag, haben die Menschen Hautkrebs so gut wie nicht gekannt (...).
In den 80er und 90er Jahren kam mit den Solarien ein neues Schönheitsideal auf, bei dem sich Dermatologen die Haare sträuben. Bräune ist eine Schutzreaktion der Haut, eine Warnung, dass die UV-Belastung sehr hoch ist. Das Geschlecht scheint eine Rolle zu spielen: Bis zu einem Alter von 55 Jahren erkranken mehr Frauen, was zum Teil auch auf die Solariennutzung zurückgeführt wird, im späteren Alter dafür wesentlich mehr Männer. Es gibt also einen ganzen Mix an Umweltfaktoren und auch genetischen Faktoren wie den Hauttyp. Auf vieles davon können wir aber Einfluss nehmen – durch medizinischen Fortschritt, die Gestaltung unserer Umwelt und auch unser Verhalten. (red)