Haut, Haare und Ästhetik

Brust rekonstruieren oder vergrößern

Die Entscheidung für eine Brustkorrektur will gut überlegt sein, selbst wenn man unter der Optik leidet. Neue Materialien und moderne Bildgebung könnten diesen Schritt nun etwas leichter machen.

23.08.2017
Veränderungen an der Brust sind für jede Frau ein Alarmsignal.   Foto: AdobeStock_detailblick-foto Veränderungen an der Brust sind für jede Frau ein Alarmsignal. Foto: AdobeStock_detailblick-foto
Foto: Lilium Klinik

Dr. med. Reinhard Titel
Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie sowie Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
LILIUM Klinik Wiesbaden



Ästhetische Brustoperationen sind bei vielen Frauen immer noch beliebt. Laut Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie entschieden sich 2015 mehr als ein Fünftel der befragten Patientinnen für eine Vergrößerung durch Implantate.
Aber nicht nur eine zu geringe Oberweite ist der Grund. Auch eine straffere Haut, etwa nach starker Gewichtsabnahme oder nach der Geburt eines Kindes, Asymetrien und Fehlbildungen können Frauen dazu veranlassen, Korrekturen an diesem Teil des Körpers vorzunehmen. Nicht zuletzt haben viele Frauen nach einer Krebsoperation den Wunsch, die entfernte Brust wieder aufzubauen, sprich durch Silikonkissen zu rekonstruieren.

Neue Leichtimplantate

Eine Innovation auf diesem Feld sind Leichtimplantate. Sogenannte B-lite-Kissen – das Ergebnis jahrelanger Forschung. Sie bestehen aus Mikro-Hohlkugeln, die in die Gelfüllung eingearbeitet werden, sorgen für mehr Volumen, wiegen aber deutlich weniger als die übliche Silikongelfüllung. Genau gesagt um bis zu 30 Prozent. Bei 500-ml-Implantaten wiegen die Kissen statt 500 Gramm nur noch 350 Gramm. Für Frauen, die bisher aufgrund des Gewichts der Implantate auf einen Eingriff verzichtet haben, bieten die innovativen Leichtimplantate eine neue Möglichkeit. „Durch die Kissen verringert sich die Belastung auf Brustgewebe und Haut, sie sorgen jedoch für natürlich geformte Brüste und ein langanhaltendes Ergebnis. Zudem senkt sich die Brust deutlich weniger im Laufe der Jahre“, berichtet Dr. med. Mehmet Atila, Facharzt für Ästhetische Chirurgie aus Düsseldorf. „Auch in der Rekonstruktionschirurgie, bei der nach tumorbedingten Entfernungen das gesamte Brustgewebe ersetzt wird, bietet sich ein Einsatz dieser leichten Kissen an.“ Die CE-Zertifizierung steht für Qualität und Sicherheit.

Mit Eigenfett zu größerem Körbchen

Ganz ohne Implantate lassen sich Brüste mit Eigenfett vergrößern. Durch das schonende Verfahren mit körpereigenen Stoffen lässt sich eine Vergrößerung von bis zu einer Körbchengröße erzielen. Dafür wird Eigenfett an einer Stelle des Körpers entnommen, wo es entbehrlich ist, zum Beispiel an Bauch, Beinen oder Hüfte. Dieses „Nanofett“ spritzt der Facharzt in das Unterhautgewebe der Brust und um den Brustmuskel herum. „Dafür reichen zwei bis drei kleine Stiche in der Unterbrustfalte oder am Brustwarzenrand, sodass später keine sichtbaren Narben entstehen“, erklärt Dr. Atila.

3D-Bilder helfen bei der Planung

Damit Patientinnen schon vor der OP wissen, wie das Ergebnis einer Brustvergrößerung mit Implantaten danach aussieht und um Operationen besser planen zu können, kann man auf spezielle Simulationssoftware zurückgreifen. Mit der webbasierten Technologie erstellt man dreidimensionale Bilder. Zuvor werden mithilfe eines 3-D-Sensors drei Bilder angefertigt – von vorn, von links und von rechts. Die Simulationsergebnisse fallen dadurch im Vergleich zu Simulationen mit 2-D-Fotos noch einmal besser aus. Anhand der so gewonnenen Daten rekonstruiert das Programm die dreidimensionale Struktur des Körpers und stellt diese dar. Anschließend kann der Facharzt diese Bilder virtuell verändern, um der Patientin zu zeigen, wie sie nach einem Eingriff aussieht. Die Technologie lässt sich auch bei anderen schönheitschirurgischen Eingriffen wie bei Fettabsaugungen, Nasenkorrekturen, Facelifts oder Lidstraffungen einsetzen.

Realistische Einschätzung möglich

Zusammengefasst bietet die dreidimensionale Bilderfassung ein besseres Verständnis von Konturen, Volumen und Symmetrien des Körpers als eine zweidimensionale Darstellung. Schließlich geht es um eine einschneidende Formveränderung. Und viele Patientinnen wollen gerne im Vorfeld einen realistischen Eindruck davon haben, wie die neue Brust aussieht und ob sie zum Körperbau passt. Auch individuelle Wünsche können so besser berücksichtigt werden. Sogar bei der Wahl der Operationstechnik kann das Tool helfen, weil es Patientinnen aufzeigt, inwiefern sich die Lage des Implantats auf die Optik des Dekolletés auswirkt und mit welchen Narbenverläufen sie rechnen müssen.
Im Vordergrund aber steht die Vorbeugung von Missverständnissen zwischen Arzt und Patientin sowie die Aufklärung in Bezug auf unrealistische Vorstellungen. Eine 100-prozentige Garantie auf ein bestimmtes Ergebnis kann es jedoch auch damit nicht geben. (red)