Gehirn, Psyche und Verhalten

Verzeihen macht Körper und Seele gesund

Vergeben, Vergessen, Verzeihen – wenn das so einfach wäre! Doch es ist möglich. Man muss sich nur mit seinen eigenen Schwachstellen auseinandersetzen und die Perspektive wechseln lernen.

15.09.2019

Worte können Waffen sein. Und mit Sicherheit haben die Worte anderer jeden von uns schon mal getroffen. Ganz sicher aber hat jeder selbst schon mal mit seinen Worten oder Gesten andere verletzt. Wir sind also alle Täter und Opfer zugleich. Doch obwohl niemand unfehlbar ist, tun sich manche schwerer als andere, das Gesagte oder Getane der anderen zu vergessen und zu verzeihen. Dabei wäre das der wahre Ausdruck von Stärke und ein echtes Heilmittel.

Vergebung ist wahre Stärke

Statt von Schwäche zeugt die Fähigkeit des Loslassens der Verletzung und des Vergebens von Fehlern vielmehr von wahrer Stärke. Denn es bedeutet, dass man die Verletzungen anderer aus eigener Kraft überwinden kann und anderen Menschen nicht erlaubt, einen derart großen negativen Einfluss auf das eigene Leben zu nehmen.
Das heißt nicht, eine Entschuldigung für das Geschehene zu finden oder dieses zu rechtfertigen. Es geht vielmehr darum, die Situation, in der man gekränkt wurde, anders zu betrachten.
Verzeihen ist eine Kraftquelle, die jeder in sich trägt, und die vielleicht nur verschüttet ist. Fest steht: Es lohnt sich, nach ihr zu graben. Denn sie hat wahrhaft heilende Kräfte.
Umgekehrt kann das Festhalten an der Schuldfrage Körper und Seele von innen regelrecht auffressen.

Das unsichtbare Gift

In Studien, wie der „Forgiveness, Stress and Health: a 5-Week Dynamic Parallel Process Study“ oder der Studie „Forgiveness, physiological reactivity and health: the role of anger“ haben US-Wissenschaftler herausgefunden, dass Unversöhnlichkeit Stress erzeugt und sogar krank machen kann. Anhaltende Wut und Rachegedanken wirken sich demnach negativ auf die Gesundheit aus. Wie unsichtbares Gift erhöht es die Herzfrequenz, den Blutdruck und schwächt das Immunsystem. Aber auch das Risiko, eine Depression, eine Herzerkrankung oder Diabetes zu entwickeln, steigt, wenn man den Groll tagtäglich mit sich trägt.
Doch zum Glück funktioniert dieses Prinzip auch umgekehrt: Wer verzeihen kann, leidet seltener unter Stresssymptomen wie Nervosität und Schlaflosigkeit, der Blutdruck sinkt nachweislich, und Kopf-, Magen- sowie Rückenschmerzen werden weniger.(red)