Gehirn, Psyche und Verhalten

Strom verbessert Schlaf und Gedächtnis

Schlafstörungen und ein schlechtes Erinnerungsvermögen – damit plagen sich viele Senioren. Eine Elektrostimulation des Gehirns während der Mittagsruhe könnte das ändern.

06.12.2016

Eine Elektrostimulation des Gehirns während der Mittagsruhe verhilft Senioren zu erholsamerem Schlaf und verbessert ihr Bildergedächtnis. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) sieht in den Ergebnissen einen möglichen Ansatz, Demenz bei Senioren vorzubeugen.
Der Hintergrund: Viele Senioren haben Probleme nachts durchzuschlafen, sind tagsüber müde und schlafen insgesamt weniger als junge Erwachsene. Bei Demenzkranken sind diese Störungen noch ausgeprägter.
„Da Schlaf wichtig ist, um Erinnerungen im Gedächtnis abzuspeichern, gehen wir davon aus, dass Schlafstörungen und kognitiver Verfall sich gegenseitig beschleunigen“, erklärt Professor Dr. med. Agnes Flöel von der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Tieferer Schlaf, mehr Bilder


Die Neurophysiologen untersuchten, welchen Effekt die Stromtherapie während der frühen Tiefschlafphase auf Schlafqualität und Gedächtnisleistung bei älteren Menschen hat.
Dafür baten sie 18 gesunde Probanden zwischen 50 und 80 Jahren dreimal ins Schlaflabor und gaben ihnen je 90 Minuten Zeit, einen Mittagsschlaf zu halten. Die Hälfte der Teilnehmer erhielt währenddessen eine Hirnstimulation mit Strom. Bei den anderen Probanden brachten die Neurowissenschaftler zwar Elektroden an, durch die aber kein Strom floss. Während der Schlafenszeit erstellten sie von jedem Teilnehmer ein Elektroenzephalogramm (EEG), um Veränderungen in der Hirnaktivität abzulesen.
Bei elektrisch stimulierten Probanden fanden sie dabei mehr Schlafspindeln – ein bestimmtes Muster im EEG – als bei der Kontrollgruppe. „Diese Strukturen sind ein Zeichen dafür, dass das Gehirn Wahrnehmungsreize aus der Umwelt abblockt“, so Flöel. „Eine hohe Zahl Schlafspindeln im EEG steht also für einen tieferen und erholsameren Schlaf.
Um die Gedächtnisleistungen der Probanden zu prüfen, führten die Experten jeweils vor und nach der Schlafphase einen Bilderkennungstest durch. Dafür mussten sie sich vorher 38 Bilder merken und danach noch einmal 38. Das Ergebnis: Die Gruppe mit elektrischer Stimulation schnitt in diesem Test besser ab. Die Gruppe mit Scheinstimulation verschlechterte sich.(red)