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Sind Depressionen wirklich nur Frauensache?

13.10.2016
Foto: Dr. Friedrich Straub

Dr. Friedrich Straub
Chefarzt der Schlossparkklinik Dirmstein,
Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie
und Neurologie



Irrtum. Frauen leiden zwar häufiger an Depressionen. Aber auch „er“ ist sehr oft betroffen: Experten schätzen, dass ca. zehn Prozent aller Frauen und fünf Prozent aller Männer unter Schwermut leiden. Beim „starken Geschlecht“ äußert sich diese psychische Erkrankung jedoch anders als bei „ihr“: Oft verdrängen Aggressivität, Wut und Gereiztheit klassische Beschwerden wie Niedergeschlagenheit und Trauer. Nicht selten kommen physische Probleme wie Atemnot oder Schwindel hinzu. Diese Vielfalt an Symptomen erschwert die Diagnose erheblich. Die „Dunkelziffer“ der Erkrankungen liegt vermutlich entsprechend höher.
Nicht weniger problematisch: Viele Männer verdrängen ihre Probleme und gehen erst bei extremen Beschwerden zum Arzt. Um ihre Probleme zu kompensieren, flüchten sie zudem weitaus häufiger als Frauen in Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch oder zeigen andere exzessive Verhaltensweisen. Die eigentliche Erkrankung wird somit verdeckt.
Die Ursachen einer Depression sind vielfältig. Während bei Frauen meist Familienprobleme der Auslöser sind, gelten bei Männern berufliche Schwierigkeiten als primäre Ursache. Unabhängig vom Geschlecht sind Depressionen gut heilbar. Je früher die Behandlung einsetzt, desto größer die Heilungschancen. Deshalb sollte auch Mann sich „überwinden“ und bei ersten Anzeichen einer depressiven Erkrankung den Facharzt aufsuchen.