Frauen- und Männergesundheit

Wie die Psyche das Immunsystem steuert

Stress schwächt auf Dauer die Abwehrkräfte. Dadurch haben Bakterien im Körper leichtes Spiel. Umgekehrt können mehr Harmonie und Entspannung im Leben helfen, Krankheiten vorzubeugen.

17.08.2018
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Der menschliche Körper verfügt über ein faszinierendes Reparaturprogramm, allen voran das Immunsystem. Es bekämpft Krankheitserreger und schützt den Körper vor schädlichen Umwelteinflüssen. Doch Stress und andere psychische Belastungen schwächen diese körpereigene Abwehr. Ein Teufelskreis: Denn je schwerer die Erkrankung ausfällt, desto eher leidet auch die Seele darunter, was das Immunsystem weiter schwächt.
Auf der biochemischen Ebene lässt sich dieser Zusammenhang heute schon nachvollziehen: In Stresssituationen schüttet der Körper Cortisol aus. Der Körper startet daraufhin sein Notprogramm, ursprünglich gedacht, um vor Feinden zu fliehen und wehrhaft zu sein: Herzschlag und Atmung werden schneller und flacher, die Muskulatur spannt sich an, das Immunsystem verändert sich, wird anfälliger. Bakterien haben so ein leichteres Spiel. Wie Tobias Rees, Professor für Anthropologie an der McGill University und Direktor am Berggruen Institute in Los Angeles in der Fachzeitschrift PLOS Biology schreibt, kommunizieren die bakteriellen Besiedler des Körpers mit dem Nervensystem und nehmen so direkt oder indirekt Einfluss auf kognitive Prozesse, das Sozialverhalten und die Psyche. Das legt nahe, dass sich bei Dauerstress die Psyche wie die körperliche Anfälligkeit verändert.
Was bei einem Menschen Stress auslöst, ist individuell verschieden. Aber längst geht es nicht nur um eine zeitliche Überlastung. Auch ständiger Streit mit dem Partner, Arbeitslosigkeit, der Verlust eines geliebten Menschen oder eine schwere Erkrankung empfinden viele als Stress. (bibi)