Frauen- und Männergesundheit

Trendwende in der Hormontherapie!

Die Wechseljahre sind seelisch und körperlich eine kleine Revolution im Leben jeder Frau. Doch viele haben Angst, die fehlenden Hormone künstlich zu ersetzen. Neue Studien sehen jedoch keine erhöhte Krebsgefahr.

06.02.2018
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Plötzliche Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Schlafstörungen, aber auch Depressionen, wiederkehrende Harnwegsinfekte, Muskel- und Gelenkschmerzen machen Frauen in der hormonellen Umbruchphase der Wechseljahre zu schaffen. Doch die seit Jahren angebotene Hormontherapie stand lange im Ruf, das Brustkrebsrisiko zu erhöhen, und wurde deshalb oft abgelehnt.
Nun sind die Studienerkenntnisse, die diese Gefahr sahen, neu interpretiert worden. Demnach spielen Lebensalter, Dauer und Dosierung, Gewicht und genetische Faktoren dafür eine wichtigere Rolle als die Hormontherapie. Das Brustkrebsrisiko sei dadurch nicht generell erhöht, so Experten. „Nicht bedacht wurde bei der Interpretation der Daten, dass das Durchschnittsalter der Frauen in dieser Studie mit 63 Jahren sehr viel höher lag, als bei Frauen im üblichen menopausalen Alter, also um die 50“, erklärt Dr. med. Cornelia Jaursch-Hancke, leitende Ärztin des Fachbereichs Endokrinologie/ Diabetologie an der Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden im Vorfeld des 2. Deutschen Hormontages. „Zudem waren die Teilnehmerinnen im Durchschnitt fettleibig und hatten Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und erhöhten Blutdruck: Sie waren nicht gesund.“

Jüngere profitieren

Wechseljahres-Symptome ließen sich oft sehr gut mit einer Hormontherapie behandeln, so die Expertin weiter. Stattdessen würden bei Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen häufig Psychopharmaka verschrieben. „Anstatt die Ursache, also den Östrogenmangel, auszugleichen, bleibt die Behandlung auf der Symptomebene“, beklagt Jaursch-Hancke. „Millionen von Frauen wurde eine sinnvolle und höchst effektive Behandlung von menopausalen Beschwerden vorenthalten.“
Neuere Studiendaten aus Dänemark und eine Re-Evaluation der jüngeren Frauen der WHI-Studie im Alter von 50 bis 60 Jahren zeigten nun, dass eine frühe Hormontherapie in der Menopause die Symptome nicht nur effektiv behandelt,
sondern sich sogar günstig auf das Herz-Kreislauf-System und die Todesrate auswirkt. Daneben scheint eine alleinige Östrogentherapie, die in der Regel aber nur Frauen erhalten, die keine Gebärmutter mehr haben, das Brustkrebsrisiko zu senken.

Prävention bleibt wichtig

Die Risiken der Hormontherapie sollten trotzdem nicht ignoriert werden, so Prof. Dr. med. Sven Diederich, Ärztlicher Leiter Medicover Deutschland und Vizepräsident der DGE aus Berlin. So gebe es beispielsweise ein gering erhöhtes Thromboserisiko unter der Hormontherapie, das sich durch eine geeignete Anwendungsform zum Beispiel über die Haut minimieren lasse. Wichtig sei es, mit dem Arzt über die Dauer der Therapie zu sprechen. „Fünf Jahre Hormontherapie ist mit Blick auf mögliche Risiken die richtige Zeitspanne. Wichtig ist auch, dass man diese Therapie dann ausschleicht und die Patientin begleitet“, so Diederich. „Sonst sind die unangenehmen Beschwerden gleich wieder da, was dann zu einer dauerhaften Fortführung motivieren kann. Das sollte man aber aufgrund der negativeren Datenlage bei längerer Therapie und über 60-jährigen Frauen vermeiden.“ (red)