Frauen- und Männergesundheit

Stillen trotz Brustkrebs?

Die Diagnose Brustkrebs ist ein Schock für jede Frau. Erst recht für Schwangere und Stillende. Sie sollten zwar sofort mit der Behandlung beginnen, das Stillen aber bleibt problematisch.

10.04.2017
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Ein Kind kündigt sich an, die Freude ist groß, aber auch die Gefahr, auffällige Veränderungen an der Brust zu übersehen oder zu verdrängen. „Denn Brustkrebs wird bei Schwangeren und Stillenden oftmals nicht frühzeitig genug entdeckt, sodass eine erfolgreiche Behandlung gefährdet ist“, weiß Prof. Dr. med. Alexander Strauss von der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Das hat mehrere Ursachen: „Durch die Schwangerschaft und das Stillen verändert sich die Brust. Milchstau kann während der Stillzeit immer wieder zu kleinen Knötchen führen, die sich von selbst wieder auflösen“, so der Experte. „Auf der anderen Seite konzentrieren sich Schwangere und Stillende auf das Baby und schenken ihm alle Kraft und Achtsamkeit.“

Bestrahlung nach der Geburt

Brustkrebs in Schwangerschaft oder Stillzeit ist eine seltene Erkrankung. Trotzdem bedeutet die Diagnose einen existenziellen Einschnitt. Je früher der Krebs entdeckt wird, desto kleiner kann die OP ausfallen. Eine Bestrahlung sollte – sofern möglich – erst nach der Schwangerschaft stattfinden, um alle Tumorreste zu zerstören. Während dieser Zeit sollte nicht gestillt werden.
Eine Systemtherapie und/oder Operation können dagegen auch bereits während einer Schwangerschaft durchgeführt werden. Diese muss dafür nicht abgebrochen werden. Nach dem ersten Trimester sind Chemotherapien mit Vorsicht möglich, ohne dass langfristige Folgen für das Kind zu befürchten sind. Wenn die Schwangerschaft bereits weit fortgeschritten und das Kind reif genug ist zum Überleben, so werden die Ärzte gemeinsam mit den Eltern überlegen, die Schwangerschaft vorzeitig zu beenden, bevor die Chemotherapie begonnen wird.

Stillen bleibt bedenklich

Obwohl Krebsmedikamente nur in Spuren in die Muttermilch übergehen, rät Prof. Strauss vom gleichzeitigen Stillen während einer Systemtherapie im Wochenbett ab. Allerdings ist das Stillen unbedenklich, wenn die Krebsbehandlung abgeschlossen ist. Deshalb kann die junge Mutter abhängig vom Einzelfall durchaus versuchen, während der Krebsbehandlung die Milch abzupumpen und zu verwerfen und anschließend das Stillen aufzunehmen. (red)