Frauen- und Männergesundheit

Mit Sport und Entspannung gegen Fatigue

Zu einer Krebsbehandlung gehören oft eine Chemo- und Strahlentherapie. Patienten leiden dann unter quälender Müdigkeit und Erschöpfung. Tabletten helfen kaum, Sport und Entspannungsübungen dagegen schon eher.

26.01.2017
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Strahlentherapien verbessern bei vielen Krebserkrankungen die Überlebenschancen. Obwohl die Bestrahlung über die Jahre immer effektiver und schonender geworden ist, bekommen zahlreiche Patienten eine krebsbedingte „Fatigue“. „Die Patienten leiden unter einer großen Erschöpfung, ihre Energiereserven sind rasch verbraucht und bereits geringe körperliche Aktivitäten ermatten sie“, erklärt Professor Dr. med. Stephanie E. Combs, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO). Auch Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten sind für die 60 bis 80 Prozent der von einer Fatigue Betroffenen ein Problem. „Es kann so weit gehen, dass Patienten ihren Beruf nicht mehr ausüben und nicht mehr am sozialen Leben teilnehmen können“, sagt Prof. Combs. Sie rät Betroffenen, bereits zu Beginn der Strahlentherapie körperlich und mental aktiv zu werden.

Ursachen noch unbekannt

Noch ist nicht bekannt, was genau eine Fatigue auslöst. Die Behandlung schätzen die Experten deshalb als schwierig ein. Medikamente haben sich als weitgehend wirkungslos erwiesen. „Die beste Wirkung erzielen sportliche Aktivitäten. „In den letzten Jahren haben wenigstens 25 Studien gezeigt, dass Ausdauer- oder Kraftsport, aber auch Yoga, Tai Chi und Qigong den Krebspatienten helfen. Ebenso Walking, Radfahren und Tanzen. „Es kommt weniger darauf an, was die Patienten machen, sondern dass sie überhaupt aktiv werden“, sagt die DEGRO-Pressesprecherin. Einige Patienten haben jedoch eine geringe Motivation, da sie in der Fatigue ein Signal des Körpers sehen, sich mehr schonen zu müssen. „Sie betrachten die Erkrankung als einen Wendepunkt und finden sich mit ihrer Erschöpfungssituation ab“, so Prof. Combs. Deshalb würden häufig auch psychologische Interventionen helfen.

Das richtige Maß finden

Die BEST-Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums belegt den großen Nutzen dieser Maßnahmen auf das Wohlbefinden der Patienten. Dort nahmen 80 Brustkrebspatientinnen ab dem ersten Tag der Strahlentherapie an einem leichten Krafttraining teil. Über zwölf Wochen trainierten sie zweimal wöchentlich für 60 Minuten in einem Fitnessraum. Nach dem Ende des Trainingsprogramms hatte sich mit der Fatigue auch die Lebensqualität der Patientinnen gebessert. Sie beurteilten ihre Zukunft positiver als die Teilnehmerinnen einer Vergleichsgruppe, die an einem Programm zur Muskelentspannung teilgenommen hatten.
Wichtig: Nicht an die Grenzen gehen. Denn eine zu starke Belastung kann die Fatigue verstärken. (red)