Frauen- und Männergesundheit

Lungenembolie mit Ultraschall auflösen

Eine Lysetherapie hilft, verstopfte Lungenarterien zu befreien. Dafür steigt das Blutungsrisiko. Eine neue Therapie macht Hoffnung.

26.10.2017
Bei Warnzeichen schnell zum Arzt gehen.  Foto: Adobe Stock_Photographee.eu
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Schmerzen beim Luftholen, Atemnot und Herzrasen lösen bei den meisten Menschen Panik aus. Nicht zu Unrecht, denn dabei könnte es sich um eine lebensgefährliche Lungenembolie handeln. Dabei verschließt ein Blutgerinnsel, das meist aus den Beinen oder der Leiste über den Blutkreislauf in Richtung Herz gelangt, eine kleinere oder größere Lungenarterie. Diese Gefäße transportieren das verbrauchte, sauerstoffarme Blut von den Beinen über das Herz in die Lunge, wo es wieder mit Sauerstoff angereichert wird. Ist dieser Weg abgeschnitten, muss das Herz gegen diesen Widerstand anpumpen. Gelingt das nicht, droht ein Herz-Kreislauf-Stillstand, der ohne sofortige Wiederbelebung tödlich enden kann. Aber auch nach einer erfolgreichen Therapie kann es als Spätfolge zu einer Rechtsherzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder zu einem Lungeninfarkt kommen, bei dem ein Teil des Lungengewebes abstirbt.

Schnell handeln

Deshalb sollte man bei einem Verdacht umgehend den Notarzt rufen. Dieser wird zunächst den Kreislauf stabilisieren und versuchen, den Blutpfropf mit blutverdünnenden Mitteln aufzulösen. Bei schweren Embolien wird im Krankenhaus eine Lysetherapie mit Medikamenten und/oder eine Katheterbehandlung angesetzt. Ziel ist es, den Thrombus aufzulösen. Zu den Risiken gehören jedoch mögliche innere Blutungen und Gefäßverletzungen.
Nun könnte eine neue Methode helfen, die weniger Nebenwirkungen hat: Ultraschallwellen in Kombination mit einer blutgerinnungshemmenden Thrombolyse-Therapie. Ein Team von Gefäßmedizinern in die Klinik für Innere Medizin I Kardiologie im Universitätsklinikum Jena (UKJ) hat dafür bei dem 62-jährigen Patienten Uwe Sander im Herzkatheterlabor einen Katheter über die Leiste gelegt. Dadurch führen sie eine Ultraschallsonde und das Medikament zur lokalen Thrombolyse ein. Die anschließende Behandlung dauerte 15 Stunden. Die winzigen Vibrationen waren laut Patient nicht zu spüren.

Ultraschall senkt die Dosis

„Die neue Behandlung hat durch die reduzierte Dosis des Medikaments, welche an die Stelle gebracht wird, wo es wirken soll, weniger Nebenwirkungen. Durch den Ultraschallkatheter verstärkt sich hier die Wirkung, sodass die Kombination aus niedrig dosiertem Medikament und Ultraschall effektiv wirkt“, erklärt Oberarzt Dr. Möbius-Winkler. Diese geringeren Nebenwirkungen machen es möglich, die Lysetherapie, die als deutlich effektiver gilt als die alleinige Behandlung mit Blutverdünnern, nicht nur bei schweren, lebensbedrohlichen Fällen anzuwenden.(red)