Frauen- und Männergesundheit

Krebs durch Übergewicht?

Menschen mit Übergewicht leiden häufiger unter Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und sie bekommen häufiger Krebs. Doch warum?

02.07.2017
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Übergewicht und Diabetes stehen schon länger mit der Entstehung verschiedener Tumore in Verbindung. Dazu zählen neben Darmkrebs, Brustkrebs und Speiseröhrenkrebs auch Tumoren der Nieren, der Bauchspeicheldrüse, der Leber und der Gebärmutter. „Körpergewicht und Stoffwechsel wirken sich aber nicht nur auf die Entstehung von Krebs aus“, sagte Dr. med. Cornelia Jaursch-Hancke, Direktorin der Abteilung für Diabetologie und Endokrinologie an der DKD Helios Klinik in Wiesbaden auf der Pressekonferenz anlässlich des 11. Patiententags der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) in Wiesbaden. Auch der Verlauf der Erkrankung und die Überlebenschancen hingen stark vom Body-Mass-Index ab. So hätten Tumorkranke mit einem BMI über 40 (kg/m)ein um 50 bis 60 Prozent höheres Risiko, an Krebs zu sterben als Normalgewichtige.

Risikofaktor Insulinresistenz

Wie kommt es aber zu diesem Effekt? Über welche Mechanismen kann das Körpergewicht mit so unterschiedlichen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs in Verbindung stehen? „Die Forschung hierzu ist noch lange nicht abgeschlossen“, sagt Jaursch-Hancke. Aber fest steht: Sowohl Übergewichtige als auch Typ-2-Diabetespatienten produzieren häufig große Mengen von Insulin, das den Blutzuckerspiegel senkt. Zugleich lässt jedoch die Wirkung des Insulins nach, sodass der Blutzuckerspiegel dennoch hoch bleibt und die Insulinproduktion dadurch weiter ankurbelt. „Permanent hohe Insulinspiegel im ganzen Körper aktivieren Rezeptoren, die das Tumorwachstum fördern“, erläutert die Expertin Jaursch-Hancke.

Stoffwechselaktive Fettzellen

Doch auch die Fettzellen selbst tragen neueren Erkenntnissen zufolge zur Krankheitsentstehung bei: Sie produzieren viele Hormone und Botenstoffe (Adipokine), die unterschiedliche Stoffwechselprozesse steuern und beeinflussen können. Bei starkem Übergewicht setzen die Fettzellen anstelle schützender Botenstoffe wie Adiponectin und Visfatin eher schädliche Substanzen wie Resistin frei, die Entzündungen und Insulinresistenzen fördern können. Wissenschaftliche Studien haben auch gezeigt, dass das Hunger bremsende Leptin bei Übergewichtigen zwar vermehrt hergestellt wird, dass es aber ebenso wie Insulin seine Wirkung verlieren kann. Leptin und andere Adipokine wirken auch direkt auf das Immunsystem ein. „Die gute Nachricht ist jedoch, dass dieser Effekt sich auch wieder umkehren lässt“, macht die DGIM-Expertin Mut. Wer sein Gewicht reduziere und sich mehr bewege, könne sein Risiko, an Krebs zu erkranken, auch wieder verringern.(red)