Frauen- und Männergesundheit

Eierstockkrebs – der große Unbekannte

Er gilt als Stiefkind der Krebsvorsorge. Dabei ist der Tumor in den Ovarien sehr gefährlich. Vor allem, weil er oft so spät erkannt wird. Schuld ist die mangelnde Aufklärung über Risiken und Symptome.

19.04.2019
Foto: AdobeStock / Africa Studio Foto: AdobeStock / Africa Studio
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Eine von 72 Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Eierstockkrebs. Das klingt nicht viel. Dennoch ist das Ovarialkarzinom nach Brustkrebs die häufigste tödliche gynäkologische Tumorerkrankung. Im öffentlichen Bewusstsein ist sie dagegen nur wenig verankert, wie eine Online-Umfrage der Patientenorganisation „World Ovarian Cancer Coalition“ jüngst ergab. „Nach der internationalen Umfrage unter Frauen mit Ovarialkarzinom hatten in Deutschland insgesamt 79,3 Prozent der Befragten vor ihrer Diagnose noch nie von Eierstockkrebs gehört oder zumindest nichts über die Erkrankung gewusst“, sagt Prof. Dr. Friedrich Wolff aus dem Vorstand der GenoGyn. Angesichts dieses Informationsdefizits wollen die Frauenärzte der Ärzteorganisation größere Anstrengungen zur Aufklärung anstoßen.

Gefahr steigt im Alter

Das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, steigt mit dem Alter. Die Erkrankungsraten klettern bis zum 85. Lebensjahr, doch in jedem 10. bis 20. Fall sind auch Frauen unter 45 Jahren betroffen. Für Deutschland zählt das Robert Koch-Institut jährlich rund 7250 Neuerkrankungen.
Als sicherer Risikofaktor gilt eine familiäre Häufung von Brust- und Eierstockkrebs, also die erbliche Vorbelastung, oft durch Veränderungen in den Genen BRCA1 und BRCA2. Weitere Risikofaktoren sind Unfruchtbarkeit und starkes Übergewicht im Erwachsenenalter. „Auch eine hochdosierte langfristige Hormonbehandlung steht wie Rauchen, Diabetes oder andere Erkrankungen aus dem Formenkreis des metabolischen Syndroms im Verdacht, die Entstehung zu begünstigen“, so der Kölner Frauenarzt Prof. Dr. Wolff.

Oft spät erkannt

Eierstockkrebs entwickelt sich oft schnell und bleibt lange ohne eindeutige Symptome. Er wird in 75 Prozent der Fälle erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt. Laut Studienlage gehen Experten jedoch davon aus, dass 93 Prozent der Patientinnen bereits vor der Diagnose Symptome aufweisen. Charakteristisch sind Völlegefühl, Blähungen, Verdauungsprobleme, Zunahme des Bauchumfangs, häufigeres Wasserlassen sowie Probleme oder unklare Schmerzen im Bauchbereich. „Bei solchen unspezifischen Beschwerden, deren Leitsymptom meist eine Bauchwassersucht (Aszites) ist, sollten Frauen unverzüglich die Abklärung durch den Frauenarzt suchen. Insbesondere gilt das, wenn diese Symptome kombiniert auftreten und die Frauen älter als 50 Jahre sind oder eine familiäre Belastung für Eierstockkrebs haben“, sagt Prof. Wolff.
Unabhängig davon bleibt die individuelle Früherkennung durch die gesetzlich vorgesehene jährliche Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt wichtig. Dazu gehören u. a. eine Tastuntersuchung des inneren Genitales und der Eierstöcke sowie die ärztliche Aufklärung, insbesondere über die transvaginale Sonografie (TVS). (red)