Frauen- und Männergesundheit

Brustkrebs: Welche Therapie passt zu mir?

Wenn es um die richtige Behandlung geht, schauen Ärzte vor allem auf Laborwerte und Studienergebnisse. Ihre Patientinnen haben noch einen zusätzlichen Richtwert: ihr Bauchgefühl.

18.09.2019
Jede Frau hat das Recht auf ihren eigenen Therapieweg.  Foto: AdobeStock/sentello Jede Frau hat das Recht auf ihren eigenen Therapieweg. Foto: AdobeStock/sentello
Foto: Alexander Sell

Dr. Clara Park
Radiologin
RNS Gemeinschaftspraxis
Wiesbaden



Die Diagnose Brustkrebs ist für alle Frauen, egal ob jung oder alt, ein Schock. Die Ungewissheit, ob sie den Kampf gegen den Todfeind in ihrem Körper gewinnen oder verlieren, welche Therapie sie wählen sollen oder nicht, stellt viele vor eine immense Herausforderung. Nicht immer sind die Meinungen der Ärzte hierüber eindeutig, was als zusätzliche Belastung empfunden wird, wie Dr. med. Irmgard Schuppert in ihrer Masterarbeit „Die Behandlung von Brustkrebs ohne Chemo- und Strahlentherapie – Warum erkrankte Frauen diese Entscheidung treffen und wie das soziale Umfeld reagiert“ beschreibt. Letztlich hatten alle für diese wissenschaftliche Arbeit interviewten sechs Brustkrebspatientinnen eine weiterführende Therapie nach der Operation abgelehnt.

Innere Überzeugung wichtig

Eine Wahl zu treffen, die über Leben und Tod entscheidet, ist immer mit Zweifeln verbunden. Doch wie sich zeigt, ist es am Ende meist die innere Stimme, die den Ausschlag gibt. So hatte etwa die von Frau Dr. Schuppert interviewte Frau B. eine Chemotherapie abgelehnt, die ihr laut Berechnungen ihres Arztes eine acht Prozent größere Überlebenschance gegeben hätte. „Wenn ich so nach dem Bauchgefühl gehe, so hab ich immer gewusst, das ist der richtige Weg“, sagte sie sich, wenn ihr Zweifel an ihrer eigenen Entscheidung kamen.
Und auch eine weitere befragte Patientin, Frau W., hat ihre Entscheidung, eine Chemotherapie nach kurzer Zeit abzubrechen, nicht bereut. Schuppert schreibt: „Sie sei sich immer sicher gewesen, und sei dies auch jetzt noch, dass diese Entscheidung und dieser Weg für sie persönlich der einzig richtige gewesen wäre.“ Die Ärztin vom Ärztezentrum für Ganzheitliche Medizin in Bonn, spricht in dieser Masterarbeit von einer „Veränderung der Persönlichkeiten der befragten Patientinnen“, die mit dieser Entscheidung und deren Konsequenzen verbunden war.

Entscheidung für eigenen Weg

Alle Frauen hätten sich selbst sehr gut über das Wesen ihrer Krankheit und die Gefahren, die damit verbunden wären, informiert, wären sich aber bewusst gewesen, ein „gewisses Risiko“ einzugehen und die alleinige Verantwortung dafür zu übernehmen, schreibt Schuppert. Eine Entscheidung „aus dem Bauch heraus“ sei das also nicht. Diese Verantwortung zu tragen, hätte sie – so Schupperts Eindruck – stärker gemacht als zuvor. Auch wäre allen Frauen bewusst, „dass sie diese Entscheidungen für sich getroffen haben und das dies kein Weg für alle betroffenen Frauen sein muss“.
Jede Frau müsse ihren eigenen Weg finden und gehen, eine Entscheidung, mit der sie im Frieden ist und die ihrer eigenen inneren Überzeugung entspricht. (bibi)