Harnwegsinfektionen (HWI) gehören zu den häufigsten bakteriellen Infektionen in der Humanmedizin. Jährlich erkranken weltweit ca. 150 Millionen Menschen an einer HWI. Das steigende Auftreten multiresistenter Keime sowie die stagnierende Entwicklung neuer Antibiotika werden hierbei zu einem immer größer werdenden Problem. Antibiotika-Gaben ohne Kenntnis des Erregerspektrums sowie des Wirksamkeitsprofils der gängigen Antibiotika (Urinkultur nebst Antibiogramm o. a. Resistogramm) sollten deshalb nach Möglichkeit unterbleiben. Eine HWI ist dann unkompliziert, wenn die Erhöhung der Trinkmenge Besserung bringt und weder Fieber noch Schmerzen an den Flanken (Nierengegend) auslöst. Betroffene sollten auf die frühzeitige Anlage einer Urinkultur beim Arzt achten, umso eher ist eine resistenzgerechte antibiotische Therapie möglich. Die gängige Urinuntersuchung auf „Keime und Resistenz“ dauert vier bis fünf Tage. Selbstverständlich erfolgt bei massiven Symptomen eine sofortige, „blinde“ Antibiotika-Gabe. Dennoch: Bei unkomplizierten, bakteriell erworbenen HWI übt die ungetestete antibiotische Therapie einen starken Selektionsdruck auf die häufigsten verursachenden Erreger aus, zudem nehmen meist auch gute Bakterien in der Darmflora dabei Schaden. Bei unkomplizierten HWI sollte man Antibiotika deshalb möglichst nur kalkuliert einsetzen, um das weitere Auftreten multiresistenter Keime nicht weiter zu fördern.