Augen, Nase und Ohren

Wenn der Schall nicht ans Ziel kommt

Die Ohren sind komplexe Sinnesorgane, die Töne in Bruchteilen von Sekunden empfangen und verarbeiten. Doch ist der Weg der Schallwellen ins Innere nicht ohne Hindernisse. Bestimmte Krankheiten können deren Weiterleitung erschweren.

22.10.2018

Hören ist ein difiziler Prozess. Der Schall spielt hier eine große Rolle. Doch wie werden die Wellen, die er produziert, ins Ohr weitergeleitet und was passiert, wenn dieser Transfer ins Stocken kommt?
Die Schallwellen treffen mit einer Geschwindigkeit von 330 Metern pro Sekunde in einer bestimmten Frequenz und Dauer aufs Ohr. Die Luftmoleküle, die dabei von der Quelle in Schwingung versetzt werden, übertragen den Schall zunächst in die Richtung seiner Ausbreitung. Daraus ergeben sich Bereiche höheren und niedrigeren Drucks, und genau diese Druckschwankungen kann das Ohr wahrnehmen.

Komplexe Verwandlung

Verantwortlich für die Weiterleitung der Schallwellen ins Innenohr sind Trommelfell und Gehörknöchelchen, die sich im Mittelohr befinden. Das Trommelfell gibt die akustischen Schwingungen an „Hammer“, „Amboss“ und „Steigbügel“ weiter, wo sie in mechanische Schwingungen umgewandelt werden. Anschließend werden sie mit Hilfe der Basilarmembran in Flüssigkeitsschwingungen der Perilymphe, die sich im Innenohr befindet, verwandelt.
Wenn dieser Prozess normal funktioniert, kann das menschliche Ohr Schallfrequenzen im Bereich zwischen 16 kHz (Kiloherz) bis 20 Hz hören. Zum Vergleich: Die Ortungsrufe einer Zwergfledermaus liegen bei 50 kHz, also besonders hoch und für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar.
Sprache allerdings produziert keine sauberen Töne, sondern besteht aus hochkomplexen Frequenzgemischen. Aber auch die Intensität eines Tones ist für die Wahrnehmung wichtig. Und genau das macht das Hören mit einfachen Hörgeräten auch so schwierig.

Verschiedene Ursachen

Vor allem im Alter sinkt die obere Schwelle der gehörten Frequenz ab. 70-Jährige hören nur noch 13 kHz hoch. Und auch bei Schwerhörigen jedes Alters nimmt die Fähigkeit, höhere Töne zu hören, ab.
Am besten hört der Mensch im Hauptsprachbereich, also bei Frequenzen von 2 bis 5 kHz, während die Sensitivität des Ohrs hohe und insbesondere tiefe Frequenzen zu hören, stark nachlässt.
Ist die Schwingungsfähigkeit der Gehörknöchelchen eingeschränkt, kann der Schall nicht korrekt weitergeleitet werden. Man spricht von einer „Schallleitungsstörung“. Gründe können etwa eine chronische Mittelohrentzündung sein, bei der sich rund um die „Schlagwerkzeuge“ Flüssigkeit ansammelt. Auch Blutungen im Mittelohr oder eine Verlegung der „Ohrtrompete“, die die „Paukenhöhle“ mit dem Nasenrachenraum verbindet, kommen als Ursache infrage. Schließlich droht eine vollständige Unterbrechung oder Versteifung der Gehörknöchelchen, „Otosklerose“ genannt. Letztere kann man heute operativ behandeln.
Auch ein Riss im Trommelfell, ausgelöst durch Mittelohrentzündung oder Verletzung, kann – je nach Ausmaß – zum Verlust des Schallschutzes des ovalen und runden Fensters führen, das den Übergang zum Innenohr bildet.

Schnelle Heilung

Leichte Risse heilen von selbst in wenigen Tagen wieder ab. Bei stärkeren Schäden ist eine Silikonschiene bis hin zur Rekonstruktion nötig.
Hier kann die Heilung mehrere Wochen dauern.
Vorbeugend sollte man bei einer Mittelohrentzündung nicht fliegen und keine Wattestäbchen in den Gehörgang schieben.
Neben dieser „Luftleitung“ durch das Mittelohr kann der Schall aber auch direkt über den Schädelknochen ins Innenohr gelangen. („Knochenleitung“). Diese Fähigkeit wird heute in der Medizin vor allem zu therapeutischen Zwecken, etwa zur Beruhigung und Entspannung, eingesetzt.(red)