Augen, Nase und Ohren

Telemedizin für Frühgeborene

Je früher „Frühchen“ auf die Welt kommen, desto größer ist ihr Risiko für schwere Augenerkrankungen. Die Kontrolle in ländlichen Gebieten ist schwierig. Hier kann die Telemedizin helfen.

03.05.2017

In Deutschland erblicken jährlich etwa 4000 Kinder noch vor der 32. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt. Ihr Geburtsgewicht beträgt zu diesem Zeitpunkt oft weniger als 1500 Gramm. Damit gehen oft Entwicklungsstörungen an verschiedenen Organen einher, insbesondere an den Augen. „Die Frühgeborenen-Netzhauterkrankung „Retinopathia praematurorum“ zählt hierzulande zu den häufigsten Ursachen einer schweren Sehbehinderung im Kindesalter“, betont Professor Dr. med. Horst Helbig, Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Regensburg und 1. Vizepräsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).
Dabei wuchern feine Blutgefäße aus dem Augenhintergrund in die unreife Netzhaut ein. Das feine Netzhautgewebe löst sich ab und vernarbt. Je jünger das Frühgeborene bei der Geburt und je niedriger sein Geburtsgewicht, desto höher das Risiko, dass das Kind eine Frühgeborenen-Retinopathie entwickeln wird.

Augenscreening senkt Risiko

„Im Frühgeborenenalter ist es daher äußerst wichtig, dass rechtzeitig ein Augenarzt hinzugezogen wird, um durch Früherkennung und sofortige Therapie das Fortschreiten der Netzhauterkrankung zu verhindern“, so Helbig.
Mit einer Laserbehandlung oder einer operativen Medikamenteneingabe in die Augen lässt sich in den meisten Fällen die Sehkraft erhalten.
Neu ist die Methode der operativen Medikamenteneingabe, die derzeit in der CARE-ROP Studie in Freiburg, Regensburg und anderen deutschen Zentren untersucht wird.

Telemedizin als Alternative

Der Transport von der Neugeborenenstation zum Zentrum ist für das Kind jedoch belastend und riskant. Telemedizin ermöglicht es den Ärzten, die Diagnose auch aus der Ferne zu stellen: Dafür macht die Frühgeborenenstation des örtlichen Krankenhauses Fotos vom Augenhintergrund des Kindes und übermittelt diese digital an ein spezialisiertes Zentrum. Dort beurteilen Experten rasch und kompetent, ob eine Therapie erforderlich ist. Nur wenn eine Behandlung nötig ist, müssen die Eltern mit dem Kind das Zentrum aufsuchen. Die bayerische Staatsregierung, die Sparkassenstiftung und die Stiftung KUNO (Kinder-Universitätsklinik Ostbayern) haben ein solches Telemedizin-Projekt in Ostbayern mit Zuschüssen unterstützt. Prof. Helbig: „Solche und ähnliche Projekte verbessern die Chance der ganz kleinen Frühgeborenen auf ein normales Leben.“ (red)