Augen, Nase und Ohren

Neuer Schmierstoff gegen trockene Augen

Computerarbeiter und Kontaktlinsenträger kennen das Sandkorngefühl nur zu gut, das nach einem langen Arbeitstag droht. Doch nun steht ein neuer Gleitstoff vor dem Durchbruch.

13.03.2018

Stundenlanges Starren auf einen Bildschirm ist für die Augen eine Belastung. Denn dadurch verringert sich die Blinzel-Frequenz, was zu trockenen Augen führen kann. Schmerzen und ein Fremdkörpergefühl sind die Folge. Auf Dauer schadet das dem Augengewebe, ebenso wie schlecht sitzende Kontaktlinsen.
Ein Team der Technischen Universität München (TUM) konnte jetzt zeigen, dass Kontaktlinsen, die mit Mucinen aus der Magenschleimhaut von Schweinen beschichtet waren, Schäden am Auge vermeiden können.
Mucine sind Moleküle, die in der Lage sind, Wasser zu binden und so einen natürlichen Schmierstoff zu bilden. Nicht nur unsere Tränen enthalten solche Mucine, sie kommen auch in der schützenden Schleimschicht in Magen oder Darm vor. Patienten, die unter trockenen Augen leiden, mangelt es meist an diesem molekularen Schmierstoff in der Tränenflüssigkeit: dem Mucin MUC5AC.

Natürliches Gleitmaterial

Vor allem beim Tragen von Kontaktlinsen kann das Fehlen von MUC5AC zusätzlich problematisch sein: Ohne den schützenden Gleitfilm zwischen Auge und Linse wird das Gewebe der Hornhaut verletzt. Die Wissenschaftler um Prof. Oliver Lieleg, Professor für Biomechanik und Leiter der Arbeitsgruppe „Biopolymere und Bio-Grenzflächen“ an der Munich School of BioEngineering, hatten deshalb die Idee, das fehlende Mucin auf die Linse aufzubringen.
Besonders wichtig war dabei, dass die Substanz ihre Eigenschaft als Schmierstoff behält und sich chemisch durch das Reinigungsverfahren nicht verändert. Die meisten bisher erhältlichen Mucine hätten genau diese Fähigkeit verloren, so Lieleg. Anders das Schweinemucin. Es ist in seiner Struktur dem menschlichen Molekül MUC5AC sehr ähnlich. „Wir haben festgestellt, dass das Mucin von alleine an dem Linsenmaterial haftet und es deshalb gleitfähig hält“, erklärt Benjamin Winkeljann, Erstautor der Studie. Damit würde es ausreichen, die Kontaktlinsen etwa über Nacht in einer Mucinlösung zu lagern.

Kein Nachtropfen nötig

Das hätte mehrere Vorteile: Medikamente, die bereits gegen trockene Augen auf dem Markt sind, nutzen primär Hyaluronsäure. Diese kommt aber im Gegensatz zu Mucin nicht in der menschlichen Tränenflüssigkeit vor. Während Hyaluronsäure als Tropfen in das Auge eingebracht und deshalb mehrfach angewendet werden muss, haftet Mucin direkt an der Linse und schützt das Auge dauerhaft. Das Schweinemucin wird weiter getestet werden, um es bald beim Menschen einsetzen zu können. (red)