Augen, Nase und Ohren

Mit Cochlea-Implantat hören lernen

Taube, die wieder hören können – das klang vor wenigen Jahrzehnten noch wie ein Wunder. Heute ist dieser Traum längst Realität – für Kinder und Erwachsene.

09.01.2019

Jeden Tag werden in Deutschland ein bis zwei gehörlose Kinder geboren. Den meisten von ihnen kann mit einem Cochlea-Implantat (CI) geholfen werden. Die implantierbare Hörprothese wurde 1957 erstmals einem Menschen eingesetzt, um dessen Gehörlosigkeit zu behandeln. Eine medizinische Revolution! Heute, nach nunmehr 61 Jahren, wurde dieses Verfahren weiter perfektioniert und verfeinert und gilt längst als anerkannte Standardtherapie.

Konzept gegen Gehörlosigkeit

Das Cochlea-Implantat besteht aus einem Mikrofon und einem Sprachprozessor hinter dem Ohr, einer Sendespule und dem eigentlichen Implantat in der Hörschnecke, der Cochlea. Das CI wandelt gesprochene Worte und andere akustische Signale in elektrische Impulse um. Durch diese Impulse wird der Hörnerv in der Hörschnecke stimuliert.
Gehörlos geborenen Kindern sowie hochgradig hörgeschädigten Kindern und Erwachsenen eröffnet das CI damit den Zugang zur Welt des Hörens und der gesprochenen Worte. Das Hör- und Sprachvermögen entwickelt sich mit einem Cochlea-Implantat so gut, dass Telefonieren, Fremdsprachenlernen und Musikhören möglich sind. „Das Gefühl, einem Kind das Hören zu schenken, ist jedes Mal wieder außergewöhnlich“, sagt Prof. Dr. Roland Laszig, Ärztlicher Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg und Gründer des Cochlear Implant Centrums Freiburg (ICF). Dort feierte man am 8. September 2018 25. Geburtstag. Im Laufe dieses Vierteljahrhunderts wurden dort rund 4000 Patientinnen und Patienten operiert, darunter 2000 Kinder.

Nicht nur Gehörlose profitieren

Der älteste in Freiburg operierte Patient war 96 Jahre, das jüngste Kind gerade einmal fünf Monate alt – 2004 ein Weltrekord. „Eine Operation ist in jedem Alter möglich. Aber besonders wichtig ist sie bei Kindern, denn Hören ist auch die Voraussetzung für das Erlernen von Sprache“, sagt Prof. Dr. Antje Aschendorff, Sektionsleiterin am ICF.
Im Idealfall erfolgt sie vor dem zweiten Lebensjahr, da die Hör-Ergebnisse danach zunehmend schlechter werden.
Viele tragen heute in beiden Ohren ein Cochlea-Implantat. Der Vorteil: Das Hören mit beiden Ohren kann helfen, die Richtung von Geräuschen besser zu erkennen und erwünschte und unerwünschte Geräusche voneinander zu trennen. (red)