Augen, Nase und Ohren

Klebe-Sensoren für Kinderbrillen

22.11.2016

Schwachsichtigkeit (Amblyopie) ist eine der häufigsten kindlichen Sehstörungen. Mehr als fünf Prozent aller Kinder in Deutschland erkranken daran. Die häufigsten Ursachen der Sehstörung sind Fehlsichtigkeit und Schielen, oft in Kombination.
„Extrem wichtig ist eine frühe und konsequente Therapie der Amblyopie“, erläutert Professor Dr. med. Dorothea Besch, Leiterin der Klinischen Sektion für Motilitätsstörungen, periokuläre Chirurgie und Kinderophthalmologie an der Universitäts-Augenklinik Tübingen. „Ungefähr ab dem achten Lebensjahr sinken die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung deutlich“, so Besch. Dann kann eine lebenslang reduzierte Sehschärfe auf einem oder beiden Augen zurückbleiben.
Die Behandlung der kindlichen Schwachsichtigkeit besteht aus dem Tragen einer Brille und dem Abdecken des besser sehenden Auges mit einem Pflaster. Ziel ist es, das schwachsichtige Auge zu stimulieren und so in seiner Sehfähigkeit zu trainieren. Bisher gab es keine Möglichkeit, die tatsächliche Tragezeit von Brille und Pflaster zu kontrollieren.
Das kann jetzt ein kleiner Sensor übernehmen, der an der Universitätsklinik Tübingen entwickelt worden ist und für die Dauer von drei Monaten auf Brillenbügel oder Pflaster geklebt wird. „Dieser Mikrochip misst zuverlässig die Tragezeit“, erläutert Besch. „Damit können wir objektiv die Therapiedauer erfassen und die Behandlung besser steuern“. Aus Studien ist bekannt, dass die tatsächlich durchgeführte Behandlung meist deutlich geringer ist als die vorgeschriebene. „Wenn aber diese Daten schwarz auf weiß vorliegen, können Eltern und Kinder klarer miteinander kommunizieren und die Therapietreue durch ein Belohnungsprogramm gezielt erhöhen“, erklärt die Expertin.

(red)