Augen, Nase und Ohren

Augen unter Druck

Wer unter Grünem Star leidet, hat meist auch zu hohen Blutdruck. Das hat eine aktuelle Studie ergeben. Die Mittel dagegen verschlimmern aber häufig das Problem.

07.11.2016

Jeder zweite Patient mit Glaukom (Grüner Star) hat auch Bluthochdruck. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass die Hochdrucktherapie die Entstehung eines Glaukoms fördern kann: Insbesondere Medikamente, die zu einem starken nächtlichen Abfall des Blutdrucks führen, können Sehnerv und Netzhaut schädigen. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und die Deutsche Hochdruckliga (DHL) befürworten eine enge Zusammenarbeit zwischen Augenärzten, Hausärzten und Hypertensiologen, um beide Erkrankungen langfristig optimal zu behandeln.

Erhöhter Augeninnendruck

Rund eine Million Menschen in Deutschland leidet am Glaukom – einer Augenerkrankung, bei der fortschreitende Schäden am Sehnerv zu Verlust der Sehkraft bis hin zur Erblindung führen können. Mit zunehmendem Alter erhöht sich das Risiko. Als bedeutendster Risikofaktor für ein Glaukom gilt ein erhöhter Augeninnendruck, der einerseits einen mechanischen Schaden am Sehnerv bewirkt und gleichzeitig die Durchblutung des Sehnervs stört. Die Senkung des Augeninnendrucks ist darum auch der wichtigste Therapieansatz. „In den meisten Fällen lässt sich das Fortschreiten eines Glaukoms durch die drucksenkende Therapie verlangsamen“, sagt Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer von der Sektion DOG-Glaukom. Ganz aufhalten könne man die Erkrankung damit in manchen Fällen jedoch nicht. „Darum ist es wichtig, auch Faktoren außerhalb des Auges bei der Glaukomtherapie zu berücksichtigen.“

Gestörter Tag-Nacht-Rhythmus

Dazu gehöre auch hoher Bluthochdruck, die häufigste begleitende Systemerkrankung bei Glaukompatienten. So haben Studien gezeigt, dass ein erhöhter Blutdruck auch den Augeninnendruck ein wenig in die Höhe treibt. „Viel schädlicher für das Auge aber ist ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus des Blutdrucks“, so Pfeiffer. Bei einem normalen Menschen schwankt der Blutdruck je nach Tageszeit und ist nachts normalerweise etwas niedriger als am Tag. Fällt der Blutdruck jedoch über Nacht zu stark ab, stört das die Durchblutung des gesamten Auges, zumal der Augeninnendruck im Liegen höher ist und damit die Durchblutung gegen einen erhöhten Widerstand arbeiten muss. Insbesondere Netzhaut und Sehnerv können dann Schaden nehmen und das Sehvermögen der Betroffenen beeinträchtigen.

Besonders gefährdet für solche Durchblutungsstörungen sind Menschen mit einem ohnehin zu niedrigen Blutdruck. Allerdings gibt es auch einige Medikamente gegen Bluthochdruck, die den Blutdruck über Nacht stark abfallen lassen. Das betrifft sowohl systemische als auch einige am Auge angewendeten Medikamente. „Eine Absprache zwischen Augenarzt und Hausarzt oder Hypertensiologen erscheint hier sinnvoll, um sowohl Bluthochdruck als auch das Glaukom langfristig optimal zu kontrollieren“, erklärt DHL-Präsident Professor Dr. med. Martin Hausberg. Ebenso sollten Blutdruckpatienten ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig zur Glaukomvorsorge gehen. (red)