Augen, Nase und Ohren

„Ampel-Pilot“ sorgt für mehr Sicherheit

Menschen mit einer massiven Sehstörung, haben mitunter Mühe, eine Kreuzung zu überqueren. Entweder gibt es keinen akustisches Signalgeber oder man überhört ihn aufgrund der lauten Umgebung. Eine neue App kann helfen.

18.10.2017

Die meisten Fußgängerüberwege sind mit Ampeln ausgestattet, die akustische oder taktile Signalgeber haben. Diese machen die Rot- und Grünphasen auch für Sehbehinderte erkennbar. Doch eben nicht alle. Immer noch gibt es einzelne Ampeln ohne diese Hilfen. Und an großen Kreuzungen kann der Autolärm die Signale übertönen.
Eine Arbeitsgruppe des Forschungsinstituts für Augenheilkunde (FIA) am Universitätsklinikum Tübingen hat sich deshalb zusammen mit der Fakultät für Informatik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Augsburg dieses Themas angenommen. Unter Leitung von Dr. Torsten Straßer vom FIA entwickelten Informatikstudenten und -studentinnen den „Ampel-Pilot“ – eine App für Smartphones zur Erkennung von Rot- und Grünphasen an Fußgängerampeln.
Die App erkennt mit Hilfe der Kamera und weiterer Sensoren, wie z. B. GPS, Lagesensor oder Kompass, die Rot- und Grünphasen einer Fußgängerampel und gibt dem Nutzer entsprechende Signale. Menschen mit einer Sehbehinderung können so unabhängig von den örtlichen Gegebenheiten sicher eine Straße an einer Fußgängerampel überqueren.
In der ersten Projektphase wurde die Erkennung der Fußgängerampeln und der Ampelphase mit Hilfe maschinellen Lernens realisiert. Dazu wurden zunächst die notwendigen Beispieldaten gesammelt und klassifiziert. Freiwillige haben über 3000 Fotos von Fußgängerampeln, vor allem in Süddeutschland, aber auch in manchen Städten Europas, erfasst. Nach einer manuellen Überprüfung wurden rund 1000 Bilder ausgewählt und für das spätere „Training“ der App verwendet. Zum jetzigen Zeitpunkt kann der „Ampel-Pilot“ im Google Play-Store herunter geladen werden. Die App funktioniert bei den meisten Fußgängerampeln zuverlässig und wird ständig weiterentwickelt.(red)