Alters- und Palliativmedizin

Weg vom Beatmungsgerät, es lohnt sich!

Selbst atmen zu können, bedeutet Unabhängigkeit und Lebensqualität. Spezielle Weaning-Zentren helfen dabei, von der künstlichen Beatmung loszukommen.

22.05.2018

Medizinische Notfälle wie akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Unfälle oder chronische Lungenerkrankungen können Anlass für eine künstliche Beatmung auf der Intensivstation sein. Dabei wächst die Zahl der Patienten, die nur schwer vom Beatmungsgerät zu entwöhnen sind und deswegen längerfristig beatmet werden müssen. Rund 40 Prozent aller Patienten, die künstlich beatmet werden, haben Schwierigkeiten mit der Entwöhnung (Weaning).
Das Problem: Je länger sie daran gebunden sind, desto mehr Atemmuskulatur baut sich ab und desto schwerer fällt es den Betroffenen, wieder selbstständig zu atmen. Zehn Prozent von ihnen sind auch nach der Entlassung aus der Klinik auf das Beatmungsgerät und intensive Pflege angewiesen – ein Zustand, der nach Möglichkeit vermieden werden sollte, sagte Prof. Dr. med. Martin Hetzel, Tagungspräsident des 58. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Stuttgart. „In vielen Kliniken wird das Weaning zu früh aufgegeben, weil die Strukturen und das Personal auf den Intensivstationen dafür fehlen“, sagt der Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Internistische Intensivmedizin, Beatmungsmedizin und Allgemeine Innere Medizin am Krankenhaus vom Roten Kreuz Bad Cannstatt.
Um die Intensivstation zu entlasten, spezialisieren sich sogenannte Weaning-Zentren darauf, Beatmungspatienten bei der Entwöhnung zu unterstützen.
Neben den Atemübungen gehören dazu auch Physiotherapie oder Logopädie, denn viele Patienten müssen auch das Schlucken wieder lernen. Die professionelle Entwöhnung sei zeit- und personalintensiv, so Hetzel: „Die Anstrengung lohnt sich aber, weil sie nachweislich die Lebenserwartung und -qualität verbessert und auch finanziell günstiger ist als die dauerhafte außerklinische Beatmung in einem Intensivpflegeheim.“ (red)