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Sprache gestört – Denken gestört?

24.07.2018
Foto: Otto-Fricke-Krankenhaus

Margret Eckold, M. A.
Kliniksche Linguistin (BKL), Sprachtherapie
Otto-Fricke-Krankenhaus
Zentrum für Geriatrie und Orthopädie
Bad Schwalbach/Wiesbaden



Die Fähigkeit des menschlichen Gehirns, Gedanken in Worte zu fassen und anderen mitteilen zu können, ist einzigartig. Bei Schädigung der Sprachareale im Gehirn, etwa bei einem Schlaganfall, treten Störungen der Sprache auf. Der Fachbegriff für diese Erkrankung lautet Aphasie. Rund 30 bis 40 Prozent aller Schlaganfallpatienten leiden – zumindest anfangs – unter Sprachstörungen. Aphasiker erfahren häufig, dass sie wegen ihrer Sprachstörung für geistig beeinträchtigt gehalten werden – ein fataler Irrtum: Intelligenz, Weltwissen und Gedächtnis werden durch die Aphasie nicht gestört. Aphasiker haben vielmehr Schwierigkeiten, ihre Gedanken sprachlich korrekt zu formulieren.
Ein klassisches Symptom bei quasi allen Aphasien sind Wortfindungsstörungen. Wortfindungsstörungen sind allerdings auch ein typisches Merkmal mancher Demenzformen; sie sind oft schon im frühen Stadium der Erkrankung zu beobachten. Oberflächlich betrachtet ähneln sich die Wortfindungsstörungen bei Aphasie und bei Demenz. Bei genauerer Untersuchung sind sie jedoch deutlich voneinander zu unterscheiden. Wichtig ist: Aphasiker sind nicht per se dement, und Demenzpatienten sind nicht im eigentlichen Sinne aphasisch. Die Unterscheidung zwischen Sprachstörungen bei Aphasie und Sprachstörungen bei Demenz ist relevant, da sich grundlegende therapeutische Konsequenzen daraus ergeben.