Alters- und Palliativmedizin

Legionellen: Gefährlicher Bakteriennebel

Die Keime vermehren sich in lauwarmem Wasser prächtig. Über die Luft gelangen sie dann in die Lunge. Für Immungeschwächte kann das gefährlich werden. Woran erkennt man das Problem und wie kann man vorbeugen?

03.07.2018
Vor allem der Sprühnebel beim Duschen könnte für Ältere und Immungeschwächte ein Problem sein.  Foto: AdobeStock / Michael Heim Vor allem der Sprühnebel beim Duschen könnte für Ältere und Immungeschwächte ein Problem sein. Foto: AdobeStock / Michael Heim

Was gibt es im Sommer Schöneres als eine Dusche, ein Bad im Whirlpool oder eine Wassermassage aus künstlichen Wasserfällen, wie es sie in Schwimmbädern und Thermen oft gibt? Doch über den Sprühnebel, der dabei entsteht, können winzige Bakterien in die Atemluft gelangen: Legionellen. Ihren Namen haben die Erreger von der durch sie verursachten Legionellose. Die häufigsten Unterarten, die damit einhergehen, sind die Legionärskrankheit und das Pontiac-Fieber. Gefährdet sind dadurch vor allem ältere, chronisch kranke und immungeschwächte Menschen, zu denen auch solche gehören, die eine Chemo- oder Kortisontherapie bekommen. Bei einer hohen Keimzahl können sich aber auch gesunde Menschen infizieren. Keine Infektionsgefahr besteht beim Trinken oder Händewaschen.

Lungenentzündung und Fieber

Die Legionärskrankheit ist eine schwere Form der Lungenentzündung. Sie wurde 1976 zum ersten Mal identifiziert und erhielt ihren Namen, weil sich 180 von 4400 Kriegsveteranen bei einer Konferenz in Philadelphia mit der Legionellose infizierten. 29 davon starben. Doch auch heute ist die Gefahr weiterhin präsent.
Fachleute gehen davon aus, dass allein die Legionärskrankheit 15.000 bis 30.000 Mal pro Jahr in Deutschland vorkommt, allerdings nicht immer als Ursache erkannt wird. Deshalb gibt es nur 600 gemeldete Fälle.
Typische Symptome sind Brust- und Kopfschmerzen, Husten, Schüttelfrost und hohes Fieber. Auch Verwirrtheitszustände können damit einhergehen.
Das Pontiac-Fieber beginnt ebenfalls mit grippeähnlichen Symptomen, wie Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, Husten und Brustschmerzen. Doch der Verlauf dieser Erkrankung ist deutlich weniger dramatisch. In den meisten Fällen klingt sie von selbst innerhalb von zwei bis fünf Tagen wieder ab.

Diagnose und Therapie

Gerade weil die Symptome nicht eindeutig sind und andere Ursachen haben können, sollten vor allem Risikopatienten immer auch an eine mögliche Legionellose denken. Sie sollten sich fragen, wo sie evtl. mit Legionellen in Kontakt gekommen sein können, etwa im Urlaub, im Hotel oder im Schwimmbad, und das dem behandelnden Arzt sagen.
Anhand einer Urinprobe lassen sich bereits Legionellen nachweisen. Jedoch nur bestimmte Arten. Auch im Lungensekret kann man Bakterienbestandteile oder (später) im Blut Antikörper gegen den Erreger nachweisen. Ist das der Fall, kommen Antibiotika zum Einsatz.

Vermehrung vorbeugen

Doch wie kann man eine Infektion verhindern? Die Bakterien sind meist in stehendem Gewässer enthalten und können sich bei Temperaturen von 20 bis 50 Grad rasant vermehren. Aber auch in Wasserleitungen finden die Erreger beste Bedingungen. Deshalb sollte man Anlagen zur Trinkwassererwärmung auf mindestens 60 °C einstellen. Diplom-Ingenieur Alexander Wolff, Leiter des Bereichs Wassermanagement beim ifp Institut für Produktqualität in Berlin, warnt deshalb davor, die Warmwassertemperatur der hauseigenen Trinkwasseranlage in den Sommermonaten zu senken. Diese dürfe nicht unter 55 °C fallen. „Das Wachstum von Legionellen wird zudem durch ein entsprechendes Nährstoffangebot, zum Beispiel einen Biofilm in Wasserleitungen oder Sedimente wie Rost und Kesselstein begünstigt“, so Wolff weiter. Daher sollte man nach einer längeren Abwesenheit – etwa nach dem Urlaub – beim Öffnen des Wasserhahns erst mal ein paar Liter Wasser ablaufen lassen. Wolff: „Das Frischwasser erkennt man daran, dass es etwas kühler aus der Leitung kommt als das abgestandene Wasser.“ Wurde die Dusche längere Zeit nicht benutzt, so sollte man erst mal mit heißem Wasser durchspülen, dabei das Fenster öffnen und kurz den Raum verlassen. Wer unsicher ist, ob die Leitungen befallen sind, sollte den Vermieter fragen, ob er das Wasser bereits untersucht hat. Zur Eigenkontrolle kann aber auch jeder Einzelne eine Legionellenprüfung durch ein Profilabor veranlassen.

Legionellen in Zahnarztpraxen?

Auch beim Zahnarzt ist Vorsicht geboten. Denn das Wasser aus dem Behandlungsstuhl gelangt in zerstäubter Form in den Mundraum und die Atemwege des Patienten. Das Problem: Auch bei Einhaltung von Standards werden die wasserführenden Systeme, zum Beispiel für Übertragungsinstrumente, Mehrfunktionsspritzen, Ultraschall zur Zahnreinigung oder Mundspülungen, häufig durch unterschiedliche Mikroorganismen besiedelt beziehungsweise kontaminiert, sagt das Robert-Koch-Institut in Berlin. Bei Verwendung der Geräte kann es zur Vernebelung des Wassers kommen und damit auch zu einer Infektionsgefahr. Deshalb kann auch dann eine Verunreinigung und Keimbelastung des Wassers in Zahnarztpraxen auftreten, wenn das eingespeiste Wasser die Vorgaben der Trinkwasserverordnung erfüllt. (red)