Allgemeine Medizin

Wenn das Blut in den Beinen fehlt

Die häufig nötigen Stopps beim Shoppen haben der Schaufensterkrankheit ihren Namen gegeben. Was so harmlos klingt, kann aber ernste Folgen haben.

17.05.2018

Für 1,3 Millionen Patienten (rund acht Prozent aller Menschen über 65 Jahre) in Deutschland gehören sie zum Alltag: heftige, krampfartige Schmerzen in der Wade, aber auch in Fuß, Oberschenkel und Gesäß, beim Laufen oder Treppensteigen, die beim Stehenbleiben rasch besser werden. Die Folge sind schmerzbedingte verkürzte Gehstrecken und häufige Zwangspausen. Im Volksmund spricht man daher häufig von der Schaufensterkrankheit, Ärzte von „peripherer arterieller Verschlusskrankheit“ (pAVK).

Risiken: Diabetes und Rauchen

Schuld an einer pAVK sind durch Ablagerungen (z. B. Kalk) in den Schlagadern der Beine bedingte Durchblutungsstörungen. Dadurch verengen sich die Beinarterien immer mehr, bis sie sich komplett verschließen. Ähnlich wie bei einem verstopften Rohr, fließt dann weniger Blut durch die Arterie, und es kommt zu einer Mangelversorgung der Beine.
Während sich frühe Stadien einer Erkrankung durch die bereits genannten Schmerzen zeigen, drohen in späteren Stadien Gewebeveränderungen bis hin zur möglicherweise notwendigen Amputation oder Blutvergiftung durch Infektionen der Wunden. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass in Deutschland etwa jeder vierte Patient über 65 Jahren von einer pAVK betroffen ist und etwa jeder zehnte Symptome zeigt. Dabei erkranken Männer viermal häufiger als Frauen.
Als besonders gefährdet gelten Diabetiker und Raucher: Sie haben ein bis zu sechsfach höheres Risiko, an einer pAVK zu erkranken.

Gehtraining kann helfen

Für Patienten mit pAVK und einer Gehstreckenverkürzung empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und -medizin (DGG) ein regelmäßiges, strukturiertes Gehtraining. Damit lässt sich die Gehstrecke wieder verlängern und eine Operation oder gar Amputation verhindern. „Wenn die Hauptarterien im Bein verschlossen sind, muss das Blut über einen anderen Weg dahin kommen. Wir sagen unseren Patienten immer: Die Hauptstraße ist geschlossen, deshalb müssen wir die Nebenstraßen ausbauen“, erklärt Prof. Dr. Hubert Schelzig, Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovaskularmedizin in Düsseldorf. „Gezielte Sportübungen helfen dabei sogenannte Kollateralgefäße durch Impulse zu stärken. Das sind Nebengefäße der Hauptschlagadern. Durch das strukturierte Gefäßtraining kann das Blut quasi um die Verstopfung herumgeleitet und das Bein wieder besser versorgt werden.“
Im weiter fortgeschrittenen Stadium kommen die Betroffenen um einen Katheter-Eingriff oder eine Operation meist nicht mehr herum. Deshalb sollte man so früh wie möglich aktiv werden. (red)