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Schlaganfall: Darum sind Diabetiker besonders häufig betroffen

25.08.2017
Foto: R. Berg, Dr. Martin Liebetrau St. Josefs-Hospital Wiesbaden

Priv.-Doz. Dr. med. Martin Liebetrau
Sektionsleiter Neurologie/Stroke Unit im St. Josefs-Hospital



Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Menschen mit Diabetes haben ein deutlich erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Etwa jeder fünfte Patient, der einen Apoplex erlebt hat, leidet unter Diabetes. Wenn neben den erhöhten Blutzuckerspiegeln, die typisch für einen Diabetes sind, noch weitere Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck oder schlechte Blutfettwerte dazu kommen, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall drastisch an. Das Risiko steigt übrigens bereits im Vorstadium des Diabetes. Betroffen sind vor allem Typ-2-Diabetiker, da bei ihnen häufig weitere Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen vorliegen. Typ-2-Diabetiker haben schon in relativ jungen Jahren ein erhöhtes Schlaganfallrisiko: In der Altersgruppe der 35- bis 54-Jährigen ist es bei Männern 4,7-fach und bei Frauen sogar 8,2-fach erhöht. Das liegt einerseits an erhöhten Blutzuckerwerten, die langfristig die Blutgefäße schädigen können. Andererseits spielen auch der Bluthochdruck, die Blutfettwerte und der Lebensstil eine entscheidende Rolle. Besonders riskant ist die Kombination mit hohen Langzeit-Blutzuckerwerten (HbA1c). Denn dadurch werden die Gefäße geschädigt und die Arterien verlieren an Elastizität. Die Folge sind Ablagerungen an den Gefäßwänden (Arteriosklerose). Diese erhöhen die Gefahr eines Gefäßverschlusses.
Häufig betrifft solch ein Verschluss Gefäße, die das Gehirn versorgen, in diesem Fall kommt es zu einem sogenannten ischämischen Schlaganfall – die häufigste Form des Apoplexes. Rund 80 Prozent aller Schlaganfälle werden dadurch hervorgerufen. Eine Diabetes-Therapie, die nur den Blutzucker senkt, kann deshalb nicht die Folgekrankheiten an den Blutgefäßen verhindern. Selbst ideale Werte senken das Schlaganfallrisiko nicht, wenn die begleitenden Risikofaktoren nicht behoben werden. Weitere Maßnahmen müssen deshalb die Senkung des Blutdrucks und die Normalisierung der Blutfettwerte sein.
Der Schlaganfall ist eine schwere Krankheit – aber auch eine, die sich verhindern lässt: durch eine gesunde Lebensweise mit regelmäßiger Bewegung, ausgewogener Ernährung, Abbau von Übergewicht und Verzicht auf Zigaretten – und natürlich durch eine optimale Behandlung von Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Außerdem ist es entscheidend, bei Warnzeichen eines Schlaganfalls – wie beispielsweise plötzlicher Schwäche oder Lähmung eines Armes oder Beines – sofort den Rettungsdienst (Notruf 112) zu verständigen. Je schneller die Behandlung in einer speziellen Schlaganfallstation (Stroke Unit) erfolgt, desto größer sind die Chancen, die teils schwerwiegenden Folgen abzuwehren.