Allgemeine Medizin

Schilddrüsenkrebs nimmt zu

Knoten im Hals sind meist harmlos. Trotzdem steigt die Zahl der bösartigen Tumoren. Die Heilungschancen stehen dennoch gut. Man muss die Gefahr nur früh erkennen.

11.09.2019
Regelmäßige Check-ups beim Arzt sind wichtig.    Foto: AdobeStock / Andrey Popov Regelmäßige Check-ups beim Arzt sind wichtig. Foto: AdobeStock / Andrey Popov

Schilddrüsenknoten sind ein Zeichen für eine Jodmangelerkrankung. Wie ein Baum, der an den Seiten neue Triebe bildet, so wachsen bei etwa einem Viertel der bundesdeutschen Bevölkerung, bedingt durch einen Jodmangel, in der unteren Halsregion neue hormonproduzierende Zellen der Schilddrüse heran. Diese können sich zu „heißen Knoten“ entwickeln, die zwar gutartig sind, aber zu einer Überfunktion der Schilddrüse führen können. „Kalte Knoten“ hingegen produzieren keine Schilddrüsenhormone. Sie gelten aber als gefährlicher, da aus ihnen Krebs entstehen kann, und zwar in etwa vier Prozent der Fälle.

Frauen besonders betroffen

Auch wenn die Mehrzahl aller Schilddrüsenknoten gutartig ist, steigen aktuellen Studien zufolge die Befunde für bösartige Knoten in den Industrieländern stark an – insbesondere bei Frauen. Wie Mediziner auf der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin in Bremen berichteten, wird sich das Schilddrüsenkarzinom neben Brustkrebs in den kommenden Jahren zu einer Krebserkrankung mit den höchsten Neuentstehungsraten entwickeln.
Bei der Untersuchung der Schilddrüse helfen eine Kombination aus Ultraschall, der nuklearmedizinischen Schilddrüsen-Szintigraphie sowie gegebenenfalls einer Feinnadelpunktion, um frühzeitig bösartige Knoten zu erkennen. Hat sich Schilddrüsenkrebs gebildet, muss der Schilddrüsentumor – und damit auch die gesamte Schilddrüse – operativ entfernt werden.

Kombi-Therapie am sichersten

Die beste Heilungsrate verspricht jedoch eine Kombination aus Operation plus anschließender nuklearmedizinischer Radiojodtherapie. Denn bei der OP gehen die Chirurgen behutsam vor, um die nahe bei der Schilddrüse liegenden Stimmbandnerven und die Nebenschilddrüsen nicht zu verletzen. Dadurch kann jedoch eine geringe Menge Restschilddrüsengewebe zurückbleiben, die dadurch komplett beseitigt werden kann. Dafür bekommt der Patienten eine Kapsel radioaktives Iod-131 verabreicht, welches vom verbliebenen Gewebe der Schilddrüse bzw. von den befallenen Zellen gespeichert wird und diese so zerstört.

Gesundes Gewebe schonen

Die therapeutisch wirksamen Alpha-Strahlen im Gewebe haben nur eine Reichweite von wenigen Millimetern, sodass das gesunde Umgebungsgewebe und Speicheldrüsen, Magenschleimhaut, Nieren oder Blase, geschont werden können. Mit dieser Kombi-Therapie haben die Patienten in der Regel eine normale Lebenserwartung. Das zeigen aktuelle Daten der Uni-Klinik Würzburg, die dort über einen Beobachtungszeitraum von dreißig Jahren gesammelt wurden.
Der Krebs kehrt nur bei weniger als fünf Prozent der Patienten zurück. (red)