Allgemeine Medizin

Kann man einen Schlaganfall verhindern?

Die Zahl der Schlaganfälle steigt. Dabei ist Prävention in großen Teilen möglich. Denn viele Risikofaktoren kann man selbst beeinflussen.

06.03.2017

Rund 270.000 Schlaganfälle gibt es pro Jahr in Deutschland, darunter circa 200.000 Erstereignisse. Nach Angaben der Deutschen Schlaganfall Hilfe sterben 20 Prozent der Betroffenen innerhalb von vier Wochen an den Folgen, über 37 Prozent innerhalb eines Jahres.
Doch auch für die Überlebenden und deren Angehörige ist ein Schlaganfall ein harter Einschnitt im Leben. Denn je nachdem, wie schwer das Gehirn beschädigt wurde, kann eine lange Zeit der Krankheit und Rehabilitation bedeuten. Viele sind danach auch zunächst ein Pflegefall.
Plötzliche Sprachstörungen, ein unsicherer Gang, einseitige Lähmungen, akut einsetzende Sehstörungen – wenn diese typischen Symptome auftreten, könnte ein Schlaganfall dahinter stecken. Dann ist schnelles Handeln gefragt, denn die Erkrankung ist ein absoluter Notfall. Doch wie kann man das Schlaganfallrisiko minimieren und Vorboten früher erkennen?

Risikofaktoren reduzieren

Die wichtigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall kann jeder selbst beeinflussen und sich damit vor Schlaganfall und seinen dramatischen Folgen schützen.
Nach den Ergebnissen der Interstroke-Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „The Lancet“ erschienen ist, sind Bluthochdruck, Bewegungsmangel, abdominale Adipositas (starkes Übergewicht mit hohem Anteil an Bauchfett), Rauchen und ungesunde Ernährung für 80 Prozent der Schlaganfälle verantwortlich. Ein gesunder Lebensstil, vor allem mit einer ausgewogenen Ernährung mit wenig tierischen Fetten und viel Obst und Gemüse kann also vorbeugen helfen. Denn diese Nahrungsmittel enthalten wenig Cholesterin. Und zu hohe Blutfettwerte sind ein wichtiger Faktor für Gefäßverkalkung. Bei Cholesterinwerten über 240 mg/dl ist das Schlaganfallrisiko um das Zweieinhalbfache erhöht.
Obst und Gemüse enthalten dagegen viele Vitalstoffe, die die Fließeigenschaften des Blutes positiv beeinflussen und dazu beitragen, die Gefäße frei und elastisch zu halten. Dadurch reduziert man auch das Risiko für Bluthochdruck, der unbehandelt als Risikofaktor Nummer eins für einen Schlaganfall gilt.

Thromboserisiko senken

Frauen im gebärfähigen Alter sind eventuell durch die Kombination von „Pille“, Übergewicht und Rauchen gefährdet. Laut Angaben der Deutschen Schlaganfall-Hilfe verdoppelt schon eine Zigarette täglich das Schlaganfallrisiko! Selbst bei Passivrauchern erhöht sich dieses sogar noch um ein Drittel. Es ist eine Tatsache, dass Nichtraucher wesentlich seltener einen Schlaganfall bekommen als Raucher.
Regelmäßiger und übermäßiger Alkoholkonsum wiederum erhöht die Gefahr einer Hirnblutung um ein Viertel.

Vorboten ernst nehmen

Selten kommt ein Schlaganfall aus heiterem Himmel, wie viele meinen. Das Gehirn sendet manchmal vor dem großen „Knall“ SOS. Dazu gehören sogenannte transitorische ischämische Attacken (TIA) – durch Sauerstoffmangel verursachte Mikro-Schlaganfälle mit vorübergehenden, neurologischen Ausfallerscheinungen wie bei einem richtigen Schlaganfall: plötzlich auftretende Sprach-, Hör- und Gangstörungen, Lähmungserscheinungen und Doppelbilder. Auch Bewusstseinsstörungen sind möglich. Laut Definition halten diese allerdings nicht länger als 24 Stunden an. Bei einer TIA gibt es hierfür zwei Möglichkeiten: entweder löst sich das Gerinnsel in der Arterie wieder auf (hierbei aktiviert der Körper selbst gerinnselauflösende Stoffe), oder das Blut sucht sich Umgehungskreisläufe.
Bei einer Verengung in einer Arterie (Stenose) etwa kann ein Blutdruckabfall eine TIA auslösen. Steigt der Blutdruck wieder, kommt auch mehr Blut ins Gehirn und die Symptome sind rückläufig. Die betroffene Hirnregion wird wieder mit Sauerstoff versorgt.
Leider weiß man nie im Voraus, ob es sich um einen richtigen Schlaganfall handelt oder „nur“ um eine TIA. Deshalb sollte man diese Frühsymptome sehr ernst nehmen und zur Sicherheit den Notarzt (112) rufen.

Vorerkrankungen behandeln

Es gibt gewisse Vorerkrankungen, die die Wahrscheinlichkeit für das dramatische Ereignis erhöhen. Zu diesen Gesundheitsrisiken gehören chronischer Bluthochdruck, Diabetes und Herzerkrankungen wie das Vorhofflimmern. Letzteres gilt als eine der häufigsten Ursachen eines Schlaganfalls: Durch die Herzrhythmusstörung werden in Deutschland jährlich circa 50 000 ischämische Schlaganfälle ausgelöst. Aber eine passende medikamentöse Therapie kann das Risiko für einen erneuten ischämischen Schlaganfall um etwa zwei Drittel reduzieren. Wer diese Grunderkrankungen gut im Blick behält, kann auch sein Schlaganfallrisiko reduzieren. (red)