Allgemeine Medizin

Hilfe gegen die Schlafkiller Handys & Co.

Wer lange auf die Mattscheibe starrt, schläft schlechter ein. Eine Neuentwicklung könnte helfen.

26.10.2018
Selbst Kleinkinder kommen heute schon mit Handys in Kontakt.  Foto: AdobeStock / Códoba Selbst Kleinkinder kommen heute schon mit Handys in Kontakt. Foto: AdobeStock / Códoba

Kurz vor dem Einschlafen noch mal die Mails checken, ein spannendes Computerspiel spielen oder einen Film im Fernsehen schauen? Diese Gewohnheiten pflegen nicht nur Jugendliche. Was wenige wissen: Das von den Displays ausgehende blaugrüne Licht kann das Einschlafen deutlich erschweren. Also besser verzichten?
Nicht unbedingt. Denn das störende Farblicht lässt sich bald mittels einer neuen Technologie so verändern, dass man leichter in den Schlaf sinkt. Die Teams um Professor Rob Lucas und Dr. Annette Allen von der Universität Manchester sowie um Professor Christian Cajochen von der Universität Basel haben eine Technologie entwickelt, die die Welt der Displays revolutionieren könnte.

Blaugrünes Licht regulierbar

Mit diesem neuen „melanopischen Display“ gelingt es, das blaugrüne Licht (Cyan) zu kontrollieren. Zusätzlicher Pluspunkt: Damit lässt sich auch das visuelle Erscheinungsbild von Bildschirmen verbessern. Die Technologie wurde mit einem Projektor getestet, den die Forschenden so angepasst haben, dass sie die Menge an Cyanlicht in den Bildern regulieren konnten, ohne die übrigen Farben zu verändern. Möglich wäre, laut der Forscher, die Anwendung auf allen herkömmlichen Display-Typen.
Ein normales Display beruht jeweils auf den Grundfarben Rot, Grün und Blau, die mit den drei Typen von Lichtrezeptoren der Nervenzellen im menschlichen Auge übereinstimmen. Die Forschenden fügten bei dem neuen Gerät nun als vierte „Primärfarbe“ Cyan hinzu. Diese wirkt auf die sogenannten Melanopsin-Zellen im Auge, die normalerweise tagsüber Licht wahrnehmen.

Schlafhormon steigt

Wenn das Cyanlicht stärker eingestellt war, fühlten sich die elf Teilnehmer der Studie wacher – und wenn es vermindert wurde, waren sie schläfriger. „Das Hormon Melatonin wird von einer bestimmten Hirnregion, der Zirbeldrüse, produziert, wenn wir abends Dunkelheit wahrnehmen und uns langsam schläfriger fühlen“, sagt Christian Cajochen. „Dieses Ergebnis ist wichtig, da die Regulierung der Exposition gegenüber Cyanlicht beeinflussen kann, wie schläfrig wir uns fühlen“, erkärt Rob Lucas die vom Europäischen Forschungsrat finanzierte Studie. Bis die Technologie marktreif ist, heißt es allerdings, den Konsum an den Mattscheiben zu reduzieren – für ein schnelles Einschlafen. (red)