Allgemeine Medizin

Herzklappen sicherer austauschen

Eine undichte Mitralklappe konnte lange nur am offenen herzen repariert oder ausgetauscht werden. Inzwischen macht eine neue Methode den innovativen Kathetereingriff über die Leiste noch sicherer.

15.11.2016

Die Mitralklappe verbindet den linken Vorhof mit der linken Kammer des Herzens. Sie ist quasi das „Einlassventil“ des Herzens. Sie schließt sich bei jedem Schlag und pumpt so das Blut mit hohem Druck in die Hauptschlagader, die Aorta. Jede Undichtigkeit der Klappe, die als Mitralklappeninsuffizienz bezeichnet wird, senkt die Förderleistung des Herzmuskels. „Die Folge ist eine zunehmende Luftnot bei Belastung und eine deutliche körperliche Schwäche“, erläutert Professor Hendrik Treede, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Herzchirurgie am Universitätsklinikum Halle. „Die Lebensqualität der Betroffenen ist deutlich eingeschränkt.“

Mitralklappen-Clipping mit Schwächen

Schreitet die Erkrankung fort, kommt es zu einer Herzschwäche. Prof. Treede: „Für die operative Rekonstruktion oder den Austausch der Herzklappe am offenen Herzen ist es dann häufig zu spät. Die Operation wäre für die Patienten zu risikoreich.“
Seit einigen Jahren ist es allerdings möglich, die Mitralklappe durch einen Kathetereingriff zu reparieren. Dabei verkleinern die Ärzte mit einem Clip die Öffnung der Mitralklappe, was den Rückfluss des Blutes verringert. „Das Mitralklappen-Clipping ist eine in Deutschland weitverbreitete und etablierte Methode“, sagt Prof. Treede. Die Undichtigkeiten der Klappe würden allerdings selten vollständig behoben und die Entwicklung einer Herzschwäche lasse sich auf Dauer nicht immer verhindern.

Neues Verfahren deutlich sicherer

Diese Erkenntnisse haben laut des Experten die Entwicklung einer neuen Katheterbehandlung gefördert. Dabei platzieren die Ärzte eine künstliche Herzklappe über die eigene defekte. Diese Form des Klappenersatzes wird seit einigen Jahren bei Verengungen der Aortenklappe eingesetzt. Diese befindet sich zwischen Herzkammer und Hauptschlagader. „Sie ist kleiner und über einen Herzkatheter besser zu erreichen“, erläutert Prof. Treede. Für einen Mitralklappenersatz müssen die Ärzte deshalb einen anderen Weg gehen. Er besteht in der Eröffnung der Herzspitze „Apex cordis“. „Der Katheter wird transapikal in das Herz eingeführt und dann die neue Klappe in der alten platziert“ erklärt der Experte. „Die Risiken des transapikalen Eingriffs sind gering. Es ist nur ein kleiner Schnitt am Brustkorb erforderlich.“
Die Operation wird in Narkose bei schlagendem Herzen durchgeführt. „Die bisherigen Erfahrungen sind gut“, sagt der Experte. Im Gegensatz zum Mitralklappen-Clipping gelinge es in der Regel, einen Rückfluss des Blutes zu verhindern. (red)